Mary Christmas

Illusion einer Traumfrau.

Travestie ist eine Kunst der Illusion, ein Mann entwirft das Traumbild einer Frau – und demaskiert es am Ende. Das ist die Quintessenz der Show von Georg Preusse, ein in dieser Hinsicht perfekter Illusionskünstler, in der eigenen Inszenierung mit Texten von Charles Lewinsky, die überwiegend aus typischen Travestie-Witzen über die Geschlechterrollen bestehen, nicht immer ganz sauber, was Preusse selber wiederum in der Rolle der Putzfrau abräumt.

Mit den Leuten in der ersten Reihe, auf den teuersten Plätzen geht Preusse als proletarische Putzfrau nicht zimperlich um. Sie müssen gute Miene zum bösen Spiel machen und das lach- und applaudierfreudige Publikum lässt sich blendend gelaunt mitreißen beim Eintauchen in eine Welt der Illusionen, die Preusse mit wenigen Mitteln erzeugt.

Erst schwebt Preusse als Weihnachtsbaum mit lasziven Bewegungen auf die Bühne ein; der Baum entblättert sich und es kommt der erste Glitzerfummel zum Vorschein.

Zur blendenden Illusionswelt tragen Vorhänge, das Licht und wenige Requisiten bei: eine Handtasche in Form eines geschröpften Huhns, ein Weihnachtsmann-Schlitten, Putzutensilien, einmal ein Glas Wasser, ein Mikro und ein Barhocker; hinter ihm einige Musiker auf der Bühne.

Das Programm besteht aus dem Wechsel von Moderation mit Witzen und Songs. Diese behandeln Themen wie Ängstlichkeit, Obdachlosigkeit, herrlicher Abend, Träume eines Babys in der Wiege, alles sei Schwindel, Wünsche, Altern, Startum, teils auch auf Englisch, der amerikanische Weihnachtsmann und Weihnachtstitel mit Verfremdungseffekten (es lärmt die Feuerwehr in die Kirchenglocken hinein).

Der Film ist eine TV-gerechte Aufzeichnung von Preusses Weihnachtsprogramm im Admirals-Palast in Berlin zu einer Zeit, als die Figuren zum öffentlichen Witzreißen noch Wowereit hießen oder Biolek, Rolf Eden oder ein kuscheliger Eisbär namens Knuth.

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