Déja-Vu
hat sich dieser Film von Mariko Minoguchi zum Thema gestellt, alles kommt einem irgendwie bekannt vor und wenn wir von Zufall reden, so ist es vielleicht nur mangelnde Kenntnis oder Erkenntnis der Zusammenhänge. Die Ideen sind so grundsätzlich philosophisch, dass an ihnen eh zu knacken ist, egal wie gründlich sie vertieft werden oder nicht.
Die Idee der Vorherbestimmung mancher Begegnungen, aber auch die Idee, mit den Toten zu leben, indem die Erinnerungen an sie immer wieder uns durch den Kopf gehen, Gegenwart gewinnen. Dazu noch Möglichkeiten von Täter-Opfer-Beziehungen durchgespielt, so könnte ein Film thematisch bald schon überladen wirken, umso mehr, wenn der Täter aus humanitären Gründen handelt, weil sein Töchterchen dringend eine Stammzellentransplantation benötigt; dafür nimmt sich der Film Zeit für einen informativen Exkurs.
Sonst wirkt er eher so, als sei die Aufgabe gewesen, erfinden Sie zu obgenannten Themen ein Liebespaar (das sind hier Saskia Rosendahl und Julius Feldmeier als Nora und – rückwärtsgelesen – Aron). Machen Sie aus ihm einen Wissenschaftler, der Vorlesungen zum Thema Déja-Vu, Zeitsegmente bis hin zur Quantenmechanik hält und am Doktorieren ist, während seine ihn bewundernde Freundin im Supermarkt arbeitet.
Lassen sie das Paar, noch bevor Sie irgend eine Geschichte in Gang gesetzt haben, außer der universitären Infolektion zum Filmthema, in einen Banküberfall geraten, der Aron das Leben kostet. Erfinden Sie daraufhin eine Szene, in der Verwandte wie Hanns Zischler, Emanuela von Frankenberg und selbstverständlich Nora sehr lange sehr bedröppelt dreinschauen müssen.
Lassen sie später Nora einen der Täter, Natan (Edin Hasanovi) kennenlernen; das ist der mit der Rührgeschichte von dem kranken Mädchen; lassen Sie ihn noch seinen Job als Nachtwächter in einem Supermarkt verlieren, weil er ein Gummiarmband für 3 Euro hat mitgehen lassen, so dass er ein zusätzliches Motiv bekommt, an Geld gelangen zu müssen für die Operation des kranken Töchterchens.
Das möchte ja alles noch angehen, auch die unvermeidliche Discoszene, geschluckt. Das wird im Fortlauf des Filmes auch recht geschmeidig und flüssig ineinandergeschnitten.
Dazu entwickelt die Filmemacherin noch vom hohen Ross irgend einer verspulten deutschen Drehbuchwerkstatt herab Zweck- und Erklärdialoge (aus dem Almanach: „Erfundene Lebenspraxis“): „Wir warten unten auf Dich“, „War das das letzte?“, „Also bis auf die eine Anlieferung von den Italienern war alles ruhig und gut“, „Ich bin gleich wieder da“, „Also ich denke, das ist mehr als angemessen“, „Danke, meine Schicht fängt gleich an“, „… ruf da bitte zuerst an“, „Sie hatte Schichttausch“ … dann spätestens ist der Punkt erreicht, wo der Zuschauer sich beim vergleichenden Studium des Filmangebotes in den Kinos doch lieber dem nächsten Blockbluster oder der nächsten französischen Komödie zuwendet.
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!