Der Leuchtturm

Männeroper.

Oper wird gerne assoziiert mit „große Gefühle“, „große Musik“, elementare menschliche Dramen. Insofern passt der Begriff Oper zum neuen Film von Robert Eggers, der mit seinem Bruder Max auch das Drehbuch geschrieben hat.

Es ist ein Schwarz-Weiß-Film im alten, fast rechteckigen Format und hat eine Ouvertüre, bevor sich aus dem Nebel das Meer abzeichnet, dann die Insel mit dem Leuchtturm und das Schiff in Anfahrt.

Die beiden Protagonisten Thomas Wake (Willem Dafoe) und sein Bursche, sein Underdog Ephraim Winslow (Robert Pattinson) sind die Ablöse für die beiden vorherigen Leuchtturmwächter und sollen einige Wochen lang den Leuchtturm am Leuchten halten.

Die Location ist ein Ort der Isolation, so wie Eggers ihn schon für seinen Film The Witch gewählt hat, um zu beobachten, wie Menschen in der Isolation zum Durchdrehen neigen, wie Isolation die Menschen zerstört.

Hier kommt Seemannsgarn hinzu und dass es nur zwei Männer sind ohne Frau; wobei die Insel Frauensymbole bereit hält, um fiebrige Fantasien in Gang zu setzen. Denn zwei Männer können es nicht aushalten so lange, so intim beisammen, so keine Auslaufmöglichkeiten, keine Abreaktionsmöglichkeiten im strengen Dienstrhythmus und in einer ebensolchen Hierarchie.

Die Opernidee wird befördert durch die Theatralik, durch den theatralen Text, der von den beiden brillanten Darstellern im Shakespeare-Duktus gesprochen wird. Kunst, auch im Sinne von Können.

Operneindruck auch durch die Tonspur, die nebst der Ouvertüre den natürlichen Sound von Insel und Meer, den industriellen Sound der enormen Lichterzeugungsmaschine mit modernsten Mitteln aufmotzt und kreativ verfremdet. Ein Musikwerk.

Gegen den öden Eindruck von Alltag und Routine arbeitet die Kamera mit allen Mitteln und erweckt trotzdem den Eindruck, noch im Schwarz-Weiß-Zeitalter zu stecken; das Seemannsgarn und die dadurch ausgelösten Fantasmagorien beleben die Bildwelt; hinzu kommt der Vogelhorror der Möwen; die soll man bittschön in Ruhe lassen.

Ganz klassisch auch der Ablauf: wenn alle tot sind, ist der Zauber aus, denn nebst dem Opernelement spielt auch der Alkohol eine zentrale Rolle.

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