Das alte Böse – The good Liar

Eine Geschichte

muss rund sein, muss am Ende aufgehen, auch wenn es dafür wie hier im Film von Bill Condon nach dem Drehbuch von Jeffrey Hatcher, extremer Streckübungen über Jahrzehnte und Länder hinweg bedarf, damit das Paket zugeschnürt werden kann, die Geschichte abgerundet.

Die Verfilmung des Romans von Nicholas Searle ist die Blind-Date-Geschichte von Betty McLeish (Helen Mirren) und Roy Courtnay (Ian McKellen). Sie lernen sich über eine Dating-Portal kennen; einsame Senioren und Seniorinnen, die Kontakt suchen.

Von ihm erfährt man bald schon, dass er ein Idenitätswechsler ist, ein durchtriebener Lügner und Betrüger, der mit anderen Herren seines Alters versucht, Investoren zu locken und reinzulegen in getürkten Geschäftsräumen. Das ist das Gaunergeschichtenelement, das vielleicht einen Tick zu ernsthaft daherkommt.

Von Betty, die sich erst auch anders nennt, erfährt man weniger, nur dass sie einen Enkel namens Steven (Russel Tovey) hat und Vermögen, das zeigt schon die nette Villa in einer absurden Neubausiedlung mitten in einem Wald, diese Absurdität kommt durch Drohnenaufnahmen besonders schön zur Geltung. Und dass sie Witwe ist – sehr allein.

Anfangs lenkt Condon die Aufmerksamkeit des Zuschauers darauf, wie Roy versucht, Betty an den Haken zu bekommen. Allein der Enkel taucht immer wieder störend auf. Es dauert trotzdem nicht zu lange, bis Roy den Kumpel Vincent (Jim Carter) bei der Witwe einführt, den er als Investor vorstellt, der auch gleich verlockende Angebote macht, so verlockend wie unseriös. Aber einsame Witwen sind verführbar.

Überraschend schägt Betty eine gemeinsam Reise nach Berlin vor, und das nicht nur wegen der schönen deutschen Filmfördergelder. Hier setzen Entwicklungen ein, die zu verraten nicht sinnig ist.

Was gerne verraten werden darf, dass es sich bei diesem Film um eine erstklassige Literaturverfilmung handelt, in Momenten bis an den Rand der Langeweile, dass aber diese als auch das gewagte Storykonstrukt mehr als kompensiert werden durch die großartigen Protagonisten. Sowohl Mirren als auch McKellen verstehen es aus Jahrzehnten des Schauspielerberufs und den entsprechenden Verstellungen, immer alles in der Schwebe zu lassen, was jetzt wahr und was Lüge ist. Wer eine gepflegte Literaturverfilmung zum 5-Uhr-Tee erwartet, der bekommt sie auch und dürfte den Kinoeintritt nicht bereuen.

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