Doku-Unikat.
1972 zeichnete Aretha Franklin an zwei Abenden mit Publikum in einer Babtistenkirche in Los Angeles ein Album mit Gospel-Songs auf. Begleitet wurde sie vom Chor der Kirche und vom Pfarrer, der selber ein begnadeter Sänger und auch Moderator war, Reverend James Cleveland. Dieser führt durch die zwei Abende, begleitet Aretha nebst anderen Musikern und dem Chor am Flügel und singt teils selbst.
Reverend Cleveland macht das Publikum auf die besonderen Umstände der Aufzeichnung aufmerksam, meint, das Fernsehen wolle so einen Film und falls eine Kamera auf sie gerichtet sei, sollen sie Gas geben. Auch am Eingang der Kirche wird mit einer Tafel auf die Aufzeichnung hingewiesen.
Der Regisseur für diese Dokumentaraufnahmen war Sydney Pollack. Die bei den Aufnahmen produzierte Schallplatte wurde zu einer der erfolgreichsten im Gospel-Bereich. Aus dem Film wurde zunächst nichts.
Erst jetzt, Jahrzehnte später und nach dem Tod von Aretha Franklin, konnte Alan Elliott, der zur Zeit der Aufnahmen gerade mal 8 Jahre alt war, diesen Film fertigstellen: ein Unikat und lange nicht nur eine Dokumentation jener Tonaufnahmen in der Kirche.
Der Film ist auch eine Dokumenation über das Dokumentieren fürs Fernsehen in Urzeiten vor der Digitalisierung. Immer wieder sieht man Kameramänner mit massiven Geräten, sich zwischen Stühlen und Sängern verschlaufen, um Nahaufnahmen zu erhalten, oder einer muss schnell schnell die Batterie oder die Kassette wechseln, ein anderer erhält per Hand Zeichen, wohin er seine Aufmerksamkeit richten soll.
Über die Moderation ist aber auch zu erfahren, dass Aretha Franklin von Hause aus gesungen hat; sie ist eine Pastorentochter – der Vater wird am zweiten Abend als Ehrengast dabei sein, als auch eine andere berühmte Sängerin, Clara Ward, die bei den Franklins zu Hause ein- und aus gegangen ist und mitgesungen hat. Die Kunst kommt also zuerst aus der Familie und aus der Religion und nicht aus dem Konservatorium.
Der Film selbst verbreitet unwiderstehlich diesen Vibe, diese Ekstase und das Rauschhafte des Konzertes und wird auch so zum Erlebnis, zum Kulturgenusskino mit einem ganz besonderen Hintergrund.