Hindafing – 2. Der Mann der Stunde (BR, Dienstag, 26. November 2019, 21.00 Uhr)

Alles Bananenrepublik.

In der vorhergehenden Folge hat der neue Landtagsabgeordnete Zischl (Maximilan Brückner) auf die Landtagspräsidentin geschossen. Das war ziemlich unplausibel eingeführt, wie er sich zur Jagdgesellschaft reinschummelt, sich bei Beginn der Jagd aber absondert, dafür gibt es keine Begründung, er wollte ja an die Landtagspräsidentin herankommen.

Dann sieht er einen kapitalen Bock – und trifft die Landtagspräsidentin. Diese Folge beschäftigt sich nun mit den Folgen dieses Jagdunfalls. Wie Zischl sich erst im Unterholz in der Nähe der Jagdgesellschaft eine Nacht lang versteckt, statt das Weite zu suchen, eine nicht nachvollziehbare Handlung, wie er aus unerfindlichen Gründen beim Nahen der taschenlampenbewehrten Suchtrupps sein Gesicht schwärzt, wie er gefunden wird und plötzlich als Held dasteht, wie aber auch sein Gewehr konfisziert wird, er also, ganz geläufiger Plot, versuchen muss, des Beweisstückes habhaft zu werden und es zu beseitigen; weil es in der Hindafinger Politik nicht üblich ist, zu seinen Taten zu stehen.

Das wäre, von der dünnen Begründung der Ausgangslage abgesehen, eine solide Politthriller-Handlung. Aber die wird nur kursorisch erzählt. Der Macher Boris Kunz, der mit Niklas Hoffmann und Rafael Parente auch das Drehbuch geschrieben hat, fädelt noch diverse Nebengeschichten ein, die damit nichts zu tun haben oder nur peripher und die die Storyline immer wieder abrupt unterbrechen und den Erzählfluss zerfaseln.

Das Ziel dieses BR-Unternehmens scheint es zu sein, den Beweis zu erbringen, dass unser Land eine Bananrepublik ist – um das zu erfahren, reicht es aus, die Zeitungen und das Internet zu lesen; als Projekt aber ist es ziemlich silly. Leider sind die Spielfiguren lediglich daraufhin konstruiert, diesen Beweis zu erbringen, also auf korrupte Handlungen und im Gefolge dessen auf Vertuschung dieser Handlungen.

Insofern sind die Figuren unterkomplex angelegt, es fehlt ihnen die humane Breite, die bayerische Doppelbödigkeit und die Konflikte, sie stolpern nur über die vermeintlich eigene Raffiniertheit.

Vielleicht sind die Fernsehredakteure Jaeger vom BR und Ceppel von ARTE so begeistert von diesen dünnen Filmen, weil sie ja selbst mitten im Pfründepfuhl des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes sitzen und agieren und so den Blick für die Realität draußen verloren haben. Immerhin bekommen so ein paar arbeitslose Darsteller Zwangsgebührengeld auf ihr Konto überwiesen. Dem Grundauftrag des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes ist solch simplizistisches Menschenbild wenig dienlich.

Mit dem überwiegend biederen Bauerntheatercast ist kein Blumentopf zu gewinnen bei der mutmaßlichen Pep- und Popintention. Thema: Deutschland ist a priori eine Bananrepublik. Das zu behaupten kostet wenig Mut.

Die jazzige Musikuntermalung bekräftigt die Intention, nicht aber das Resultat.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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