Hindafing – 1. Hidden Champion (BR, Dienstag, 26. November 2019, 20.15 Uhr)

Der Start dieser Serie 2017 war an sich nicht so, dass sie nach einer Fortsetzung verlangt hätte (Donau Village).

Trotzdem haben BR und arte unter den redaktionellen Auspizien von Elmar Jaeger und Uta Cappel neue Fortsetzungen von Boris Kunz nach dessen Drehbuch, das er mit Niklas Hoffmann und Rafael Parente geschrieben hat, drehen lassen. Fachlich ist das in keiner Weise gerechtfertigt. Das Resultat kann die Richtigkeit dieser Entscheidung nicht bestätigen.

Es bleibt die Absicht einer oberflächlichen, hip sein wollenden Persiflage auf den Politbetrieb, der mit gängigem modernem Business-Slang angereichert wird, dann kommen Koks und Sex als Asservaten obendrein, pardon, als Accessoirs dazu, weil es halt schick ist, aber nichts mit der Sache zu tun hat; zumindest wird es so präsentiert, dass es nicht mit einer möglichen Realität zur Deckung gebracht werden könnte, mithin fehlt es weithin massiv an Glaubwürdigkeit.

Dagegen versucht die Schwerkraft des Gesetzes der Serie zu arbeiten. Man setzt auf den Gewöhnungseffekt. Das kann das einzige Motiv der Redakteure sein, und auf das Geld kommt es ihnen ja nicht an, sie fühlen sich offenbar dem Zwangsgebührenzahler wenig verpflichtet und glauben, der stelle ihnen aus reiner Gaudi Geld für wenig experimentelle Experimente zur Verfügung, die uns einen Landtagsabgeordneten zeigen, wie es ihn garantiert nicht gibt, ja wie nicht mal ein Maximilian Brückner ihn plausibel machen kann.

Und sollte es in München tatsächlich so eine Szene einmal gegeben haben, dass ein Abgeordneter vom Lande sich bei der Wohnungssuche so übel vordrängt und aufführt, dann ist es so inszeniert, dass man es nicht für möglich hält, schon wegen der schnöseligen Grundhaltung, es allen mal zeigen zu wollen, den Politikern und Unternehmern, was für Arschlöcher sie sind. Für anspruchsvolles Fernsehen ist das zu wenig.

Die depperte Vorzimmerdame, die gibt es in jedem depperten Bauerntheater, auch da zeigt das Format wenig innovativen Pfiff. Dünnpfiff statt Pfiff.

So bescheuert wie der Landtagsabgeordnete Zipfl sich auf die Jagd begibt und die Landtagspräsidentin anschießt, das ist weder lustig noch realistisch, das ist krampfhaft erzwungener Möchtegern-Humor. Sollen die erst mal nachlesen, wie ein Curt Goetz einen Jagdunfall dramaturgisch einsetzt.

Es mag sein, dass bissige Gesellschaftssatire von den Autoren beabsichtigt ist, so grell vielleicht wie Karikaturen von Grosz. Dafür allerdings bräuchte es andere Darsteller, exzentrische Darsteller, garantiert jedenfalls keinen braven Bauerntheatercast. Es bräuchte ein exaltiertes Spiel, entsprechende Texte, um gegen die Leere der Figuren (die nur durch ihre Tricksereien beschrieben sind, durch Sex- und Kokskonsum) ein Gegengewicht zu setzen; das ist mit diesem Cast nicht zu machen.

Es macht die Serie somit unnütz für die Öffentlich-Rechtlichen, dass die Figuren so nur eigennutzkalkulatorisch entworfen sind, wodurch ein armseliges, dumpfes Menschenbild propagiert wird. Den Figuren fehlen Wärme, Pfiff, Schläue.

Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!

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