Ich bin Anastasia

Faszinierend persönlich.
Erfrischend normal.

Anastasia ist ein Glücksfall für den Dokumentaristen Thomas Ladenburger. Sie ist eine Menschgewinnerin mit wachem Geist, unteitel und reflektiert. Ihr Traum war immer, da war sie lange noch ein Mann, Bundeswehrsoldat zu werden, denn schon ihr Vater war Flieger bei der Institution.

Der Film setzt zu dem Zeitpunkt ein, wie Anastasia erst richtig zur Frau wird, zu welchem sie ihr Doppelleben beendet. Bis dahin hatte sie es schon weit gebracht in der Armee. Jetzt wird sie Batallionskommandantin. Und in dieser Zeit lernt sie ihre Frau kennen; das ist auch die Zeit der physischen Geschlechtsumwandlung; die wird hier ganz offen erörtert, es sind Dinge zu hören und auch zu sehen, die bei dem Thema gerne verdeckter behandelt werden.

Es gibt in Gesprächen mit Anastasia einen Rückblick auf ihr Leben, dass sie sich immer schon anders gefühlt hat, dass es aber gedauert hat, bis ihr klar war, was es ist, bis sie anfing, heimlich die Kleider der Mutter zu tragen, später die Heimlichkeit an heimlichen Orten mit anderen geteilt hat. Denn offiziell war sie immer noch ein Mann ohne Wenn und Aber und auch Soldat.

Dann die Reaktionen von Verwandten, Freunden und Bekannten, beim Militär bis zu Shitstorms im Internet auf die Bekanntgabe der Umwandlung (sie selber feiert das mit einer „Schwanz-ab-Party“!). Zum Glück hatte Anastasia bei der Bundeswehr einen verständnisvollen Vorgesetzten, der bereit war, sie auf ihrem Weg zu unterstützen. Es gab peinliche Befragungen durch den psychologischen Dienst, es gibt noch Vorschriften, die Homosexualität und Transgender als Krankheiten definieren.

Bald folgt die Einberufung nach Afghanistan, vorher noch schnell die Heirat und ihre Frau bemerkt, dass Anastasia in der Truppe sehr glücklich sei, leicht melancholisch; aber der Job mache Anastasia „einen Heidenspaß“. Mit der Heirat kommt ein Schuss Romantic Comedy in den Film, der gleichzeitig ein sympathischer Werbefilm für die Bundeswehr ist; davon könnte sie mehr gebrauchen bei den überwiegend negativen Schlagzeilen von Nazisymbolen in den Spinden, dem nicht einsatzfähigen Material bis hin zu fragwürdigen Beraterhonoraren und weltweiten Einsatzfantasien der aktuellen Ministerin.

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