Fetter Spukfilm.
Jeder Mensch sei eine Bibliothek („We are all libraries“), heißt es an einer Stelle dieser Stephen- King-Verfilmung von Mike Flanagan. Vielleicht ist das der Versuch, in etwa den Telepathie- oder Telekinese- oder Wieauchimmer-Spuk zu erklären. Denn in Bibliotheken sind auch jede Menge Geister vereint, es kann – theoretisch – ein Austausch stattfinden, es können sich Verbindungen ergeben.
Die Bösen in diesem Film sind die Mitglieder einer Gruselsekte, die junge Menschen tötet, um das, was aus ihnen rauchförmig austritt, zu inhalieren. Teile dieses Lebensdampfes werden in einer Mischung aus Urne und Parfümflacon aufbewahrt und ab und an zur Belebung der Geister inhaliert.
Ein Alkoholiker, der sich im Laufe des Filmes therapiert, und ein Mädchen, das ebenfalls dieses Zweite Gesicht hat, wie man vielleicht auch sagen könnte, oder die Fähigkeit zur Parallelexistenz woanders, werden diese Inhaliersekte verfolgen und versuchen, sie auszuschalten.
Der Count-Down des weit über zweistündigen Filmes findet, unter denen, die noch übrig sind, im Setting des berühmten Filmes „Shining“ (gegen vierzig Jahre dürfte es her sein) statt.
Flanagan inszeniert den Film so, dass er ausschaut, als sei er ein Billigprodukt, wie mit Handykamera gedreht, immer nah an den Protagonisten und so, dass überwiegend eine Ausstattung gar nicht nötig ist, das sieht so billig aus, zumindest bis das Shining-Setting relevant wird. Gut bedient sein dürfte, wer Shining präsent hat, wer Shining inhaliert hat.
Mich hat der Film nicht besonders gefesselt und auch nicht meine Fantasie in Bewegung gesetzt, bedingt sicher auch durch diese Enge, die mit den dauernden Close-Ups erzeugt wird oder anders gesagt, die Bibliothek, die ich bin, wurde nicht besonders angeregt, kam nicht ins Rotieren, aktivierte kein Zweites Gesicht – was ja im Grunde genommen eine tüftelige Eigenschaft von Kino sein könnte.