Kein Zweifel, solche privaten, historischen Filmfundstücke sind alleweil interessant, wobei auch hier wieder neue Entdeckungen von Dachböden dabei sind.
Doch das Fernsehen (hier vertreten durch Redakteur Helge Freund) glaubt immer, es müsse solche Dinge verhackstücken, als Batz servieren.
Diese Verhackstückerei haben Despina Grammatikopulu und Michaela Wilhelm-Fischer veranstaltet. Das hierbei wenig hilfreiche Ordnungssystem ist die Chronologie, speziell hinsichtlich der eigenen Aufgabenstellung laut Titel: „Jahre der Verführung“.
Die ältesten Filme sind noch koloriert, also ursprünglich in Schwarz-Weiß gedreht, dann folgten erst die sündteuren Farbfilme, die sich nur wenige Privilegierte damals leisten konnten.
Die Filmemacher haben offenbar Zugriff auf das Archiv eines hohen Parteioffiziers, der bei Agfa gearbeitet hat und dadurch sein Privatleben filmisch dokumentieren konnte. Es wäre sicher hilfreicher, so einen Fund als Ganzes zu präsentieren, wobei hier immer noch verboten sei, den Familiennamen bekanntzugeben.
So verhält es sich mit den Aufnahmen von Hans Feierabend mit seiner Bolex, die in einer Gesamtschau zu zeigen und anschließend in ein dauerhaft öffentlich-zugängliches Online-Archiv zu stellen, wäre hilfreicher. Auch unbekannte Dachbodenfunde wären sicher spannender als Ganzes und unvermischt mit anderem zu zeigen oder es müsste denn bedeutend mehr Material strikt thematisch gebündelt werden, was hier nicht der Fall ist.
Die Sujets decken ein Bandbreite ab von ganz privaten Aufnahmen von zuhause, dem Ostereiersuchen auf dem Obersalzberg, über die Landwirtschaft, das Ausflugsleben, die Lager der SS-Jugend bis hin zu Aufmärschen, Urlaub zur Kriegsertüchtigung, Schulungslagern, NSDAP-Reichsparteitagen, Schiffspropagandafahrt, einem spektakulären Kunstfestival in München einige Wochen vor Kriegsbeginn in München oder der Zugfahrt an die Front.
Der andere Tick des öffentlich-rechtlichen, zwangsgebührenfinanzierten Fernsehens ist der, dass es glaubt, immer seinen Kommentarmist dazugeben zu müssen. Nicht jeder davon ist auch erforderlich. So fängt das Publikum garantiert nicht an, nachzudenken; was, wenn es denn passieren würde, ein Verdienst für ein öffentlich-rechtliches Rundfunkinstitut wäre, das hinzu noch unfair zwangsgebührenfinanziert ist.