Gott existiert, ihr Name ist Petrunya

Kuraz.

In Stip in Nordmazedonien passiert Ungeheurliches. Bei der jährlichen Dreikönigsprozession mit anschließendem Werfen eines Holzkreuzes ins Wasser springt mit den Männern eine Frau dem Kreuz hinterher und holt es sich, betrachtet es fortan als das ihrige.

Normalerweise machen das nur Männer und sie übergeben das Kreuz an den Popen. Dass eine Frau das Kreuz fängt und es nicht dem Popen übergibt, wollen sich die Männer nicht bieten lassen und reklamieren es für sich.

Der Vorfall kommt einer Revolution gleich und bringt die Stiper Weltordnung in Gefahr. Sowohl der Pope (Suad Begovski) als auch der örtliche Chefinspektor Milan (Simeon Moni Damevski) fordern das Kreuz von der Frau zurück, das ist Petrunya (die eindrückliche Zorica Nusheva).

Petrunya ist Historikerin mit beispielhaftem Abschluss – arbeitslos. In der örtlichen Textilfabrik ist sie weder als Näherin noch als Sekretärin/Chefschlampe zu gebrauchen; für letzteres ist sie schlicht zu alt mit ihren 30 Jahren.

Es ist ein spontaner Entschluss von ihr, geboren aus Verzweiflung, nach dem Kreuz zu tauchen. Die Provokation gelingt. Die Herde (so der Pope) oder die Meute (so der Polizist) ist außer sich und verlangt lautstark und bedrohlich das Kreuz, macht Randale.

Das Fernsehen in der Person der Journalistin Slavica (Labina Mitevski) interessiert sich für den Skandal. Gleichzeitig kommt es auf der Polizeistation, wo Petrunya festgehalten wird, zu einer recht menschlichen Begegnung mit einem jungen Polizisten (Stefan Vujisic).

Teona Strugar Mitevska, die mit Elma Tataragic auch das Drehbuch geschrieben hat, wirft mit der Schilderung des Vorfalles in aufregend aufgeregt filmischer Handschrift einen knalligen, kinogeilen Blick auf die erstarrte, kirchlich-patriarchalische Machogesellschaft Nordmazedoniens.

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