End of the Century – Fin de Silo

Ocho und Javi

sind die beiden Protagonisten in diesem Film des Argentiniers Lucio Castro. Barcelona ist der Ort, an dem sie sich kennenlernen und zwanzig Jahre später nochmal.

Castro versucht gar nicht erst, diese Zeitspanne so realistisch wie möglich darzustellen, die Schauspieler zum Spielen von Altersunterschieden anzuhalten. Darum scheint es dem feinsinnigen Filmemacher nicht zu gehen. Sein Film ist eine meditativ sanfte Betrachtung schwuler Lebensmöglichkeit unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte.

Ocho (Juan Barberini), er ist Argentinier aus New York, streift für einige Tage allein durch Barcelona. Er flaniert, fotografiert, schweift umher. Er erinnert in diesem Umherstreifen an einen Bären, den jungen Bären, der zur Zeit ab und an in den bayerischen Alpen in eine Fotofalle läuft.

Erst wie Ocho am Strand liegt, ein Buch liest und plötzlich einen anderen jungen Mann, ebenso sportlich, ebenso bärtig, entdeckt, nach ihm ins Wasser springt, ihm vom Strand aus nachschaut, scheint die Ziellosigkeit ein Ende zu haben. Aber da ist der andere Mann schon weg mit dem Fahrrad.

Doch wie ein Bär in riesigen Gebieten irgendwann einen andern Bären findet, so begegnen sich die beiden wieder. Es geht schnell und unkompliziert sexuell heftig zur Sache, nachdem die Unerlässlichkeit eines Kondoms geklärt ist.

Der Film vermischt ab da Rückblenden auf Vorgänge zwanzig Jahre früher in Barcelona. Ocho logiert bei der Freundin Sonia (Mia Maestro), der er erzählt, er habe eine Freundin. Ocho ist zu dem Zeitpunkt ihr Freund. Es gibt lange Gespräche zwischen Ocho und Javi auf einer Dachterrasse über Liebe, Zuverlässigkeit, Lüge, Verstellung, Sehnsucht, Alleinsein, Kinder, Ehemann eines Mannes; sie unterhalten sich ernsthaft und trotzdem leicht über schwule Lebensentwürfe.

Der Film ventiliert auch die Erfahrungen einer schwulen Ehe, in der die Lust auf Sex abebben kann, aber auch den Wunsch nach Kindern genau so, wie den schnellen Sex im Park (und darauf Ochos Panik der Ansteckung mit Aids nach oralem Verkehr).

Castro behandelt sein Thema unspektakulär und freundlich gesinnt, aber als cooler Betrachter und doch unterfüttert von homoerotischer Spannung und vor allem: gänzlich ohne Tuntengetue und queer pride und dergleichen. Er zeigt Menschen, die in einem Spannungsfeld vom Wunsch nach ständiger Freiheit (auch künstlerisch) einerseits und dem Wunsch nach Geborgenheit, Vertrauen und Liebe andererseits sich dem Thema Offenheit stellen. Es geht um „magic connection“ wie es an einer Stelle heißt.

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