„Prägelet voll“,
das ist ein Ausdruck von einem der Protagonisten (dem Schweizer Erich Graf) beim Anblick eines mit Obst überladenen Astes im von ihm und seiner Frau Barbara rekultivierten Stück Land auf Mallorca. Der Begriff „prägelet“ dürfte vom Wort „prangen“ stammen, so vermute ich.
Prägelet voll mit kulinarischen Matinee-Häppchen zum Thema „Die Natur ist schlauer als wir“ (mein Versuch, die Essenz des Filmes auf einen Begriff zu bringen) ist auch die Leinwand bei diesem neuen Film von Erich Wagenhofer und eine abwechslungsreiche Hüpferei rund um den Erdball mit immer wieder eindrücklichen Naturimpressionen dazwischen, die mit Jazzmusik und Gesang untermalt werden.
So kann der Film eine Sonntagspredigt prima ersetzen; der Geist kann mitgehen, wird aber nicht überfordert und das Beten nützt eh nichts, wie der Dalai Lama grinsend bemerkt, wie lange beten die Menschen schon und die Katastrophen und Kriege nehmen kein Ende. Seine Weltsicht wird von Jetsun Pema, seiner Schwester, erläutert; er selbst ist zu erleben bei der jährlichen „Mind & Life“-Konferenz vor einem proppevollen Saal von Medienvertretern.
Die Position der Natur, die schlauer ist als wir, wird am deutlichsten vertreten von den Grafs mit ihrer Permakultur, man müsse der Natur nur einen Anschub geben, dann fängt sie an zu explodieren. Das beweist ihre Landwirtschaft, die gesunden Bienen und dass in 12 Jahren nie ein Veterinär gebraucht wurde. Ihre Aktivität ist parallel zu jener der Kalifornier im Film Unsere große kleine Farm zu sehen. Wie die Natur, wenn sie einmal angeschubst ist, sich exponentiell entfaltet und immer vielfältiger wird – auch gesunder und überlebensfähiger, widerstandsfähiger gegen extreme Wetterlagen.
Die Natur ist schlauer als wir, zu dieser Erkenntnis kommt auch der Österreicher Erwin Thoma. Er hat als Förster angefangen, den Wald ganz genau zu beobachten, wie Bäume aufeinander und auf Wetterextreme reagieren, auch über die Eigenschaften des Holzes; diese Erkenntnisse investiert er in den Bau von klimaneutralen Holzhäusern, indem er verschiedene Eigenschaften des Holzes clever einsetzt; er fühlt sich nicht gscheiter als die Natur, aber, was er von ihr versteht, das wendet er an.
Um die Hilfe zur Selbsthilfe und um aus der Armut herauszukommen hat Sanjit „Bunker“ Roy das Barefoot College gegründet; hier sind Diplome ein Hindernis; Frauen werden zu „Solar Mamas“, die gelernt haben, mit einfachen Mitteln Geräte zum Sammeln der Sonnenenergie zum Kochen herzustellen.
Für den musikalisch-kulturellen Sound sorgen Kenny Werner, New Yorker Jazzer, Mario Rom mit seiner Band Interzone und Lucia Pulido, die kolumbianische Sängerin.