Starke Lektion in Demokratie.
In diesem Film von Scott Z. Burns geht es nicht um den einzelnen Bürger und die Demokratie, es geht um Bürger, die in staatlicher Funktion die Demokratie schützen und stärken sollen.
Das sind einerseits die Bürger als Geheimdienstler. Die haben nach den Anschlägen von 9/11 die demokratischen Grundsätze der USA aufs Abscheulichste missachtet mit den pseudowissenschaftlich begründeten Folterprogrammen und der Unterbringung von vermeintlichen oder potentiellen Gefährdern und Terroristen in geheimen Foltergefängnissen in verschiedenen Ländern. (Diese Geheimgefängnisse hatten bunte Namen wie „Grün“, „Blau“ oder „Kobalt“. Präsident Obama hat diese Praktiken sofort nach seinem Amtsantritt verbieten lassen.)
Andererseits beschäftigt sich der Film mit Bürgern, die in staatlicher Funktion stehen und demokratische Verantwortung tragen wollen. Das ist Senatorin Dianne Feinstein, gespielt von Annette Bening. Sie will für ein Senatskommitte die ruchbar gewordenen Folterverbrechen des CIA untersuchen lassen, denn der CIA habe Akten darüber verschwinden lassen.
Mit dieser detektivischen Aufgabe betraut sie ihren Mitarbeiter Daniel Jones. Diesen spielt Adam Driver. Wie alle übrigen, sind das zwei hervorragende Besetzungen von Avy Kaufmann, dieses lakonische Gesicht von Driver, der unemotional einfach seinen Job tut, ohne sich was einzubilden darauf, den später sein Gewissen juckt, das ihn an den Rand der Whistleblowerei treibt, ob er seine in über 6 Jahren mühevoller Arbeit zusammengetragenen Akten aus CIA-Archiven ungeschwärzt an die New York Times übergeben soll.
Der Film spielt überwiegenden in bunkerhaften Innenräumen. Das ist kein großer Unterschied, ob die fensterlose Fassade des Baues mit den Archiven oder allerlei Besprechungsräumen von Geheimdiensten und Senatoren: die Klaustrophie spielt mit. Sie führt uns die Wege und Irrwege vor, Umwege und Abwege im demokratischen Prozess, in dem immer Mitspieler sind, die um ihren Ruf bangen, die verführt sind, undemokratisch in so eine Untersuchung einzugreifen, sie zu stoppen, auch mit nicht legalen Mitteln, und wie anderseits eine ganze Riege von demokratisch gesinnten Bürgern in mühsamer Kleinarbeit dagegen vorgeht, wie es ständig auf der Kippe steht, die Wahrheit an den Tag zu bringen, denn auch die Senatorin muss „politisch“ denken, an die nächsten Wahlen, an ihre eigene Zukunft, allesamt Rücksichtnahmen die kein Interesse an unbedingter Wahrheit haben.
Der Film ist optimistisch, wie sich die Wahrheit den Weg ans Licht bahnt, pessimistisch, wie er konstatieren muss, dass nicht eines der Verbrechen des CIA je geahndet worden ist, ja dass einige dieser Folterer sogar befördert worden sind, einer bis weit an die Spitze. Herrgottnochmal!