Human Nature: Die CRISPR Revolution

Diese magazinhaft breitgefächterte Dokumentation von Adam Bolt, der mit Regina Sobel auch das Drehbuch geschrieben hat, fängt mit einem kurzen Abriss der Vorgeschichte an, die zur Entdeckung von CRISPR führt, 1966 bei einem Vortrag am California Institute of Technology zum noch jungen Thema Genetik und erklärt auch, was CRISPR überhaupt bedeutet: clustered regularly interspaced short palindromic repeats (CRISPR), das sind kurze, sich in regelmäßigen Abständen wiederholende Genomsequenzen oder repetitive DNA-Sequenzen. Dazwischen sind die vorerst rätselhaften Spacer. Was es mit denen auf sich hat, wird später deutlich am Beispiel der Immunisierung von Zellen gegen Malaria.

CRISPR wird erklärt als ein geniales Tool wie im Handwerksbereich ein Schweizer Taschenmesser. Es löst das bisherige Problem, dass beim Versuch der Ersetzung eines Buchstabens einer DNA-Sequenz es sich um ein Glücksspiel handelte, weil keiner wusste wie den gezielt einsetzen.

Diese Entdeckung gibt Munition für Fanasien des Menschen in Richtung Gottgleichheit, sich selbst zum perfekten Menschen zu manipulieren oder Kampfsoldaten, Menschen mit Immunität gegen Folter oder malariaresistente Menschen zu züchten, bis zu Fantasien, die die Nazis in ihrer Eugenetik antrieben, oder jetzt, seit in China am Erbgut manipulierte Zwillinge geboren wurden.

Das ist eine der Diskussionen, ob nur einzelne Zellen verändert werden sollen; das ist nicht verebbar oder ob das Erbgut manipuliert werden soll, was sich über Generationen weiterträgt. Hier setzt die ethischen Diskussion ein.

Ein interessanter Beitrag ist die des jungen Blutsichel-Patienten, ob er ohne leben wollte, sicher, aber andererseits hat ihn die Krankheit auch vieles gelehrt, hat ihm Horizonte eröffnet. Ein Wissenschaftler gibt gegen die Allmachtsfantasien zu bedenken, dass die Natur sehr schöpferisch sei, denn sie habe das CRISPR erfunden und dass eine genetische Manipulation von Persönlichkeit nicht absehbar sei.

Der Film weckt in seinen Science-Fiction-Momenten die grauslichsten Utopien, aber wenn er das Forscher-Ethos zu Wort kommen lässt, so beruhigt er, lässt die Hoffnung zu, dass durch die Biochemie zumindest bestimmte Krankheiten sich bekämpfen lassen.

Happy Ending

Süß/Sauer.

Falls so ein Begriff für eine Romantic Comedy überhaupt möglich ist. Süß ist eine Romantic Comedy, wenn sie romantisch ist, wenn sie köstliche Liebesmomente hat; das Saure ist das andere.

Die Ehe von Helle (Birthe Neumann) und Peter (Kurt Ravn) ist nach 40 Jahren festgefahren, sie war immer für ihn da und hat sich auf die gemeinsame Zeit der Rente gefreut. Es gibt noch eine routinierte sexuelle Restaktivität. Mit der Pensionierung von Peter soll sich das ändern. Aber nicht so, wie Helle es sich vorstellt: dass sie ihre Beziehung neu definieren, dass sie sie auffrischen, dass sie Dinge zusammen erleben. Daran hat Peter überhaupt nicht gedacht.

Peter war ein erfolgreicher Geschäftsmann. Sie haben ein vornehmes Haus, etwas Vermögen, Erspartes. Peter hat auch Pläne. Darin kommt Helle nicht vor. Er will die Scheidung und zieht erst zur Tochter Nanna (Rikke Bilde), deren Mann und deren Tochter. Peter wollte nie ein Kind.

Der Schock der angepeilten Scheidung reißt Helle aus ihrer Reserve. Und es gibt ja nicht nur die Männer. Es gibt noch bekannte Ehepaare, es gibt eine Bankberaterin, es gibt Einladungen.

Hella Joof erzählt diese Geschichten nach dem Drehbuch von Mette Meeno mit leichter Hand und eindrücklichen nordischen Darstellerinnen. Sie hat Humor, Herzlichkeit. In den Film fließt viel Lebenserfahrung ein und das erwächst auf dem Boden der fruchtbaren und reichen skandinavischen Kinoerzähltradition.

Die Schlager-Chanson-Musik auf der Tonspur unterstreicht die enorme erzählerische Leichtigkeit, den amüsierten Blick auf die menschlichen Verhältnisse. Dass Wein (vom „Garten Eden“) dabei eine Rolle spielt, versteht sich von selbst und die respektvolle deutsche Synchro ist kein Genussverderber.

Fünf Dinge, die ich nicht verstehe

Erste Testosteron-Schübe

oder Coming-of-Age in Ennepetal.

Johannes (Jerome Hirthammer), Bauernsohn, 18, lebt mit einem älteren Bruder Carsten (Henning Flüsloh), dem spröden Vater (Peter Lohmeyer) und der Oma auf dem väterlichen Hof. Die Mutter hat die Familie verlassen.

Johannes ist der Ich-Erzähler, das bedeutet filmimmanent, er ist der mit einem Bewusstsein, das sich Gedanken macht, das versucht. sich zu verorten in seiner Umgebung, in der er so gar nicht passt, der sich mit seiner eigenen Identität beschäftigt, der sich mit seiner Umgebung nicht identifizieren kann; der Sehnsüchte hat, die ahnungsvoll in Bezug zur gleichaltrigen Buddelkastenreundin Mareike ein Ziel finden. Er ist noch in einer Präsex-Phase (während im üblichen deutschen Coming-of-Age-Film die Jungs in diesem Alter zumindest heftig masturbieren oder bereits cool rumficken).

Johannes findet sich nirgends. Hat aber Testosteron-Schübe. Von seinem Vater erhält er das Gewehr des Opas. Er macht den Jagdschein. Und wie er bei einer Jagd nicht zugelassen ist, erschießt er die Katz. Oder er boxt gegen einen Erdhügel.

Die wenige Jugend in der Gegend hängt herum an ihren Plätzen, dem Staudamm, nächtens, schleichen sie sich in die Unterkunft, in der Flüchtlinge wohnen. Johannes hängt auch mit denen ab und an ab.

Johannes ist kein Kind mehr und ist noch weniger wie einer der Männer, wie sie die Gegend hervorbringt. Das zeigt ein Bild in der Sauna. Dieser Jüngling in Unterhose und mit dem Badetuch darüber, während die aus der Form gegangenen alten Männer sich nackt auf ihr Badetuch setzen. Ähnlich schaut es bei der Jagdgesellschaft aus.

Es sind Bilder großer Verlorenheit, selbst wenn Johannes sich mit Mareike trifft; er ist auch ungeschickt, wenn er ihr Blumen schenken will, hilflos, sie fragt, ob das Stöcklein für Oma sei. Er spürt, dass es noch eine andere Welt geben muss – aber nicht in Ennepetal. Hier findet er keine adäquate Ansprache.

Henning Beckhoff hat diesen leisen, persönlichen Film nach dem Drehbuch von Paula Cvjetkovic inszeniert, der eine Jugend zeigt, die ganz atypisch zu derjenigen ist, wie sie deutsche Coming-of-Age-Filme meist zeigen und überzeugt mit prima ausgewählten und geführten Darstellern. Am ehesten noch passt er filmisch in die Nähe der Königin von Niendorf in welchem allerdings ein kleineres Mädchen die Hauptperson ist.

Warum lebt man an diesem Ort und nicht an einem anderen,
gehört man zu diesem Ort, bloß weil man hier geboren wurde?“

Es hätte schlimmer kommen können – Mario Adorf

Mann ohne Geheimnis.

Diese Dokumentation von Dominik Wesseley, der mit Herbert Schwering auch das Drehbuch geschrieben hat, bestätigt, was wir alle immer schon zu glauben wussten: wer Mario Adorf ist, denn er gehört zu unserem ikonographischen Inventar. Dieser Schauspieler, der mit fast 90 noch topfit frühere Wirkorte von Saint Tropez bis Rom oder Mayen begeht und zu bekräftigen scheint, was schon vor Jahrzehnten Schweikart nach der Aufnahmeprüfung für die Schauspielschule über ihn gesagt haben soll: er nehme ihn zur Probe, weil er so eine Naivität habe und eine Kraft. Dieses Gesicht, dieser Mensch mit seiner Energie.

Die Kraft hat er sich in der Jugend als Hilfsarbeiter beim Bau oder als Grubenarbeiter geholt. Die Naivität hat er sich vielleicht bewahrt, weil er keine Rollen an sich ran lässt, weil er, wie er sagt, brechtisch geschult sei und also die Rollen nur darstelle und sie nicht „sei“. Er ist also immer sich selbst geblieben. Und dieses Selbst – es mag sein Geheimnis sein, was so tut, als gebe es keines und der Film versucht auch gar nicht erst, eines zu finden – will Adorf auch gar nicht analysieren lassen.

Der Film versammelt jede Menge Clips aus Filmen von Adorf – das kommt einem vor, als ob man bei einem Filmbouquinisten in der Adorf-Abteilung wühle; die Auswahl war sicher nicht leicht, sie wirkt etwas beliebig; kein Wunder, bei um die 220 Credits bei IMDb.

Kein Thema sind Privatgeschichten oder nur minimst, wie er seine Frau kennengelernt hat; das bereichert den Film um ein Bardot-Bild, weil Monique eine Freundin von ihr war. Ein Privatleben darüber hinaus gibt es nicht. Das macht aus dem Film so etwas wie ein erweitertes Hochglanz-Autogramm-Porträt.

Und wie viel so ein Mensch mit so vielen Filmrollen, wovon nicht allzu viele ohne Gage gewesen sein dürften, in seinem Leben verdient hat, das ist tabu. Der Schauspielerstar als Geschäftsmann und Geldanlager, das existiert nicht.

Highlights im Film sind Archivauftritte von Fritz Kortner und Helmut Dietl.

Mann ohne Geheimnis, fast scheint es so, als sei so ein Schauspieler vor allem mit sich selber beschäftigt; der Regisseur lässt ihn erzählen, lässt ihn aus seinen Memoiren vorlesen, lässt ihn singen, besucht ihn in Marokko beim Dreh mit einer Rolle als Karl Marx und man fragt sich, warum tut der alte Herr sich das an, diese unangenehme und anstrengende Prozedur der Gesichtsverwandlung in den Kapitalismuskritiker – der dann in der gezeigten Szene auch nur von hinten zu sehen ist? Am Geldmangel dürfte es kaum liegen.

Gibt es in so einem Menschen doch ein Geheimnis, das ihm so keine Ruhe lässt, dass er solche Dinge noch tun muss, dass er sich die Anstrengungen einer Tournee zumutet? Irgendwie wirkt das auch ernüchternd. Muss ein Schauspieler wirklich bis in so ein hohes Alter noch an seinem Image basteln? Vielleicht ist der Tonspur die Geheimnislosigkeit ihres Protagonisten auch nicht so ganz geheuer, drum haut sie jede Menge Aufpeitschmusik unter die Bilder. Aber vielleicht geht es ja auch vor allem um eine begleitende PR-Maßnahme zur nächsten Abschiedstournee, die laut der Szene im Film mit dem Veranstalter in Frankfurt bereits 10 Mal verkauft ist.

Die Sinfonie der Ungewissheit

Professor Mack sucht eine Location für einen Vortrag,

das ist der Plot dieses experimentell-essayistischen Streifens von Claudia Lehmann und Konrad Hempel.

Professor Mack ist der Gründer von DESY. Im Abspann ist zu erfahren, mit wem und was man es in diesem schwarz-weiß Photographie-Film zu tun hat: „GERHARD MACK war von 1975 bis 2005 Professor am II. Institut für theoretische Physik der Uniersität Hamburg. Das Deutsche Elektronen-Synchroton – DESY – auf dessen Gelände Gerhard Mack noch heute sein Büro hat, zählt zu den weltweit führenden Beschleunigerzentren. Hier wird das stärkste Röntgenlicht der Welt erzeugt.“

Der Film versucht ein phyisches Realitäts-Bild dieser sehr theoretischen ud wenig greifbaren Wissenschaft zu erzeugen. Auf der Suche nach einer guten Location für einen Vortrag durchstreift der Professor, teils auch mit seiner Lebensgefährtin, den riesigen, sowohl architektur- als auch industriphotographisch ergiebigen Komplex von DESY, bei dem um die 3000 Menschen arbeiten. Da sind auch Elektriker, Nachtwächter mit Hund, Pförtner, Kantinenköche und Geschirrabräumer.

Das ist vielleicht der besondere Reiz dieses Filmes, dass die Kamera nicht hierarchisch, sondern fotografisch denkt. Alles wird von der Fotolinse gleichermaßen ergiebig erfasst. Die Räumlichkeiten und auch die physische Erscheinung der Wissenschaftler faszinieren die Kamera und das dürfte sich auf den Zuschauer übertragen.

Parallel dazu gesellen sich in die Räumlichkeiten die Musiker von „Elementarstrategien“, Experimentalmusiker, die sich der physischen Realität nicht viel anderes zu nähern versuchen als die Wissenschaftler, insofern haben sie etwas gemeinsam. Sie arbeiten sich instrumentell, auch im Blaumann und mit Trommelschlägern, an Röhren und Tanks ab, aber sie beobachten auch die Natur.

Vom Titel her mag der Film sich an Walther Ruttmanns „Berlin – Die Sinfonie einer Großstadt“ orientieren. Ganz gelingt ihm der Rhythmus nicht. Trotzdem ist es ein ertragreicher Photofischzug, vermengt mit Infos über das Forschungsgebiet, allerdings ist es garantiert kein Einführungskurs in diese Suche nach den kleinsten Einheiten, die das Leben ausmachen; eine Suche die gleichermaßen bei Wissenschaft und Musik – wie es scheint – immer auch in der Nähe zur Kaffeesatzleserei zu sehen ist.

Zitat: Wir leben ja noch in Körpern und Hirnen aus der Steinzeit..

Das Wunder von Marseille – Fahim

Flüchtlinge und Flüchtlinge.

Nicht alle Flüchtlinge sind gleich. Es gibt Flüchtlinge und Flüchtlinge. Wenn einer oder sein Sohn für Frankreich Außerdordentliches leistet, dann kann der Minister oder der Ministerpräsident gar ein Auge zudrücken und eine Abschiebung selbst in letzter Minute noch verhindern.

Von so einem Ausnahmeflüchtling handelt der wunderbar leichthändig erzählte, mitunter komödiantische Film von Pierre-Francois Martin-Laval. Wenn da am Schluss keine Tränen fließen, dann stimmt beim Zuschauer mit dem Emotionsmanagement etwas nicht.

Fahim (Ahmed Assad) ist der Sohn von Nura (Mizanur Rahaman). Sie leben mit ihrer Mutter in Bangladesh. Dieses wird als elendlich geschildert; es gibt Aufstände; Nura ist gefährdet, weil er einem Opfer helfen wollte und es ist bekannt, dass sein Sohn Fahim ein Schach-Genie ist. Nura muss Angst haben, dass die Behörden ihm den Sohn wegnehmen. So entschließt er sich zur Flucht.

Die illegale Überquerung der Grenze zu Indien ist abenteuerlich. Schon sitzen sie im Flugzeug nach Frankreich. Sie werden erst vom Roten Kreuz, dann von einer Hilfsorganisation mit offenen Armen empfangen.

Der Bub tritt in die Schachklasse von Sylvain Charpentier (Gérard Depardieu) ein. Auch dieser erkennt das Talent; ist aber fassunglos über den Pünktlichkeitsbegriff der Bangladesher.

Eine Ausschmückung der Erzählung besteht darin, dass Sylvain jedesmal bei einem richtigen Schachzug der Schüler mit Wucht an die Wand haut und in einem Regal dahinter fallen dann jedesmal Pokale um; die sind so wie Nippes, die den Film kurzweilig und irgendwie sehr menschlich gestalten; denn dann regt sich die Vorzimmerdame Mathilde (Isabelle Nanty) furchtbar auf, Ersatz für das erotische Vibrieren für Sylvain.

Zwischen der Schilderung von Asylbewerber-Milieus, den Vernehmungen von Nura durch das Amt mit einem wie gedruckt lügenden Dolmetscher, Skype-Versuchen oder Briefen nach Bangladeh, lernt Fahim schnell Französisch von den witzig gecasteten Kids der Schachklasse und wird zur Jugendmeisterschaft zugelassen.

Bis das Wunder von Marseille bei der französischen Meisterschaft steigt, taucht Vater Nura ab und verkauft illegal Souvernirs am Eiffelturm, lernt Fahim seinen erbitterten Gegner und Bilderbuchfranzosen Dufard kennen.

In Marseille bei der französischen Schach-Jugendmeisterschaft muss Sylvain eine alte Rechnung begleichen, um dem Start für das Talent zu ermöglichen.

Den Fall hat es gegeben, Bilder der Originale werden am Schluss gezeigt. Der Film hat die Figuren ganz gut getroffen, die im Bangladesh im Melodram anfangen und in Marseille aufs Podest und in die Öffentlichkeit katapultiert werden und erst mal bleiben können. Dépardieu hat sein ewigdauerndes schauspielerisches Monster-Genie einmal mehr einem wunderbaren Film zur Verfügung gestellt. Und Nura sagt vermutlich auch heute noch statt Bonjour „Bon Appetit“.

2040 – Wir retten die Welt!

Doku-Tropfen in die richtige Richtung.

Ein bisschen in der Welt rumjetten, ein bisschen die Welt retten, Damon Gameau (Voll verzuckert) könnte seine Energien bestimmt schlechter einsetzen, wenn er zum Beispiel Werbefilme für Monsanto oder für Verbrennungsmotoren drehte.

Gameau hat auch ein Stück weit ein Konzept für seinen Film: er will weltweit Ansätze suchen, die heute schon praktiziert werden, die dazu beitragen, den CO2-Ausstoß zu verringern oder gar, CO2 aus der Luft zu binden. Er bewegt sich da als ein Tropfen in einem Strom von Filmen mit ähnlichen Themen, aktuell seit Mitte Oktober im Kino Aus Liebe zum Überleben von Bertram Verhaag, der sich ganz auf die Nachhaltigkeit der Landwirtschaft – und ohne Weltreisen! – in Deutschland umgesehen hat.

Gameaus Projektion ausgehend von den heutigen Ansätzen basiert in seiner Familie, er versucht sich vorzustellen, in was für einer Welt sein Töchterchen Velvet 2040 leben wird. Dabei nutzt er die Chance, sich als liebenden Familienvater zu präsentieren. Wobei Velvet ihn wohl wochen- oder monatelang entbehren muss, wenn Papa wieder dokumentarisch weltweit unterwegs ist.

Technisch gesehen könnte so ein Film heute bestimmt mit deutlich kleinerem ökologischem Fußabdruck hergestellt werden mit Skype und anderen Internetkommunikationen. Dass er das nicht macht, beweist, dass er wohl einen gewissen Reise- und Abenteuerdrang hat; den möchte man auch niemandem verübeln. Aber genau dafür hat er keine Lösungen: ist Fliegen überhaupt nachhaltig möglich?

Der australische Filmemacher geht Ansätzen nach, wie die Stromerzeugung mit Solarpanelen und einer geschickten Vernetzung nachhaltig und demokratisch aufgebaut werden kann; er findet Beispiele in Bangladesh. Die ökologisch-nachhaltige Landwirtschaft ist ein Thema: Anbau von Misch-Getreidewiesen für die Kühe. Hier wird CO2 durch die Pflanzen gebunden, die Erde wieder lebendig gemacht.

Auch in den Städten sprießen inzwischen überall Begrünungsprojekte, in Gärten und auf Balkonen, Hausdächern und an Hauswänden. Gameau bringt statt trockener Info gerne auch animierte Skizzen, wie Dinge aussehen könnten oder lässt Experten wie verkleinerte Figürchen auf einem Windradgenerator sitzen oder er ilustriert die Entwicklungen mit seinem Donut-Rahmen-Projekt. Er hat etwas von einem unterhaltsamem Volkshochschullehrer und er selber will viele Bäume pflanzen für die Sünden seiner Dokureise und Zertifikate habe er dafür auch gekauft, um sein schlechtes Gewissen zu beruhigen. Dann hat er noch ein paar superkluge Kinder gefunden, die den Film mit dem Sujet „Kindermund“ süß garnieren.