Nur die Füße tun mir leid

Vom Sinn des Gehens.

Wochenlang jeden Tag zehn, zwanzig oder dreißig Kilometer gehen, wandern, marschieren, das hat rein physisch schon Auswirkungen auf den Zivilisationsmenschen, der sich sonst lange nicht so viel bewegt und sich auch lange nicht so ausdauernd in der freien Natur aufhält.

Inzwischen ist der Pilgerweg nach Santiago de Colmpostela Kult, längst nicht nur bei praktizierenden Katholiken. Filmemacher entdecken ihn als Sujet, dokumentarisch oder fiktional. Wer eine Reise tut, hat was zu erzählen und so berichtet jeder Film über den Pilgerweg etwas anderes (Ich bin dann mal weg, Dein Weg, Der Mann, der über Autos sprang, Zu Fuß nach Santiago de Compostela)

Gabi Röhri, die hier für Buch und Regie zuständig ist – allerdings vermisse ich einen Hinweis auf die Kamera – legt ihren Bericht an wie ein Tagebuch, aber auf keinen Fall als Ratgeber. Sie erzählt ihren Weg von Saint-Jean-Pied-de-Port bis nach Santiago di Compostela und dann noch bis zum Cabo die Finisterre am atlantischen Ozean.

Röhri streut viele Selbstreflektionen ein, wie sie erst nach langen Kilometern endlich dieses Gefühl der Freiheit empfinde, dieses jeden Tag Gehens; sie lässt andere Pilger mit kurzen Statements zur Wort kommen, die den Weg empfehlen, sie schmückt den Film mit Eindrücken vom Wegrand, mit Natur, Blumen, Wiesen, Vögeln, Störchen, Hühnern, Kühen, Schafen, Katzen, Tauben, Delikatessen, Muscheln, Pferden.

Ein besonderes Augenmerk richtet sie auf Kapellen und Kathedralen, zu denen sie Informationen liefert. Aber auch Brauchtum und Prozessionen kommen vor, der Hahn zum kostenlosen Zapfen von Wein oder die Kirche, in welcher aus einem bestimmten Grund Hühner gehalten werden.

Durchgehendes Sujet ist das Pilgerbuch, in das man an bstimmten Stellen ein Stempel hineinbekommt.

Es ist ein sehr persönliches Tagebuch, das allerdings kaum Informationen über ihre Übernachtungsorte enthält und das mit der Kamera hätte eine Erwähnung verdient, selbst wenn sie die selber geführt hätte. Weil das ja doch die Situation einer Reise verändert.

So ein Pilgerweg ist ein Phänomen, das Menschen aus aller Welt anzieht. Es ist ein Gruppenerlebnis, aber eben auch ein Einzelerlebnis und macht etwas mit den Menschen allein durch die körperliche Anstrengung, die innerhalb eines bestimmten kulturell/spirituellen Zusammenhanges steht.

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