Lebenslinien – Käpt’n Reisch findet seine Mission (BR, Montag, 21. Oktober, 22.00 Uhr)

Der Bürger als Privatier – Der Privatier als Bürger

Eine schöne Geschichte und leicht konsumierbar erzählt von Evelyn Schels, vom biederen Mann, der ein unpolitisches Leben führt, zuerst als Geschäftsmann und dann als Privatier das Leben als Segler im Mittelmeerraum genießen will, dabei mit Flüchtlingen in elender Sitution auf Gummibooten in Kontakt kommt und anfängt, Menschenleben zu retten und dadurch zum Helden wider Willen wird.

Schels lässt Käpt’n Reisch vor allem selber erzählen. Das ist ein großes Plus insofern, als er ein klar denkender Mensch ist, der seine Handlungen begründet, auch wenn sie ihn eine Überwindung kosten, wie der Brief, den er an den Vater schrieb nach einer Zeit als Jugendlicher, in der er sich das Leben zu leicht vorgestellt hat.

Da Käpt’n Reisch aus Landsberg weiß, was er will, nutzt er das Format der Lebenslinien, die mit ihm vermutlich der ursprünglichen Idee des Formats wieder etwas näher kommen (also nicht BR-Eigenwerbung oder peinliches Promi-Placement), um für seine Aktionen zu werben; dies nicht aufdringlich oder marktschreierisch, sondern mit nachvollziehbaren Überlegungen.

Sicher ist es auch spannender, statt frührentnerhaft im Mittelmeer herumzuschippern, Sinnvolles zu tun; wobei er auch noch die europäische Politik vorführt mit ihrem ganzen Trara um Flüchtlinge und mit der Mobilisierung von Fremdenhass. Doch kaum ist Reisch im Rampenlicht, reißt sich die Politik aalglatt um ihn, um den neuen Menschenhelden zu ehren. Seine Antwort darauf ist klar: von Politikern hält er rein gar nichts.