Beethoven
spielt namentlich und von der künstlerischen Haltung her eine Rolle in dieser restaurierten, aufwändig 4K-abgetasteten und auf Director’s Cut ausgeweiteten Fassung des Klassikers von Luc Besson von 1994.
Der Film beweist seine Haltbarkeit, auch wenn sich Erzähltempoo und filmische Sehgewohnheiten inzwischen rapide beschleunigt haben.
Der Beethoven-Vergleich ist zugleich ein Statement von Besson, wie er Erzählspannung erzeugt in einem Action-Film. Es geht um die Ruhe vor dem Sturm, so wie Beethoven seine gewaltigen Steigerungen vorbereitet.
So zeichnet sich dieser Actionfilm nicht primär durch Lautstärke aus, sondern durch konsequente Erzählspannung. Nur zwischendrin einmal huschte mir durch den Kopf, ob diese Ausweitung des Films um 20 Minuten zum Director’s Cut wirklich nötig gewesen sei, verflüchtigt sich aber sogleich, denn zu schön fädelt Besson eine Handlung an die nächste, Ruhe vor dem Sturm und Knall und bewahrt sich das Konzert aus vollen Rohren wohl dosiert für den Endkampf auf in diesem ungleichen Spiel, zwischen Auftragskiller Leon (mit Jean Reno damals schon ein höchst eigenwillige Besetzung, die dem Zeitenlauf standhält) und der geballten New Yorker Polizeimacht unter dem Mozartfan Stansfield (Gary Oldman als extrem durchgeknallter Drogencop).
Der Sidekick von Leon ist erst 12 Jahre alt. Es ist Mathilda (Natalie Portman, die hier schon Schauspieler-Gewicht in den Ring wirft); sie will sich von ihm zum Nachwuchskiller ausbilden lassen. Sie ist dank einer kurzzeitigen Herzerweichung von Leon unter seine Obhut gekommen und sie verpflichtet ihn darauf, sie aufzunehmen und auszubilden.
Leon hat Mathilda vor einem Blutbad in ihrer ebenfalls kriminellen Familie gerettet. Sie will Rache üben. Drehpunkt und Agentur für Leon ist der Italiener Tony (Danny Aiello), der für ihn auch Bank und Nachlassverwalter spielt.
Um bei der Musik zu bleiben, Bessons Film wirkt wie eine Sinfonie des Verbrechens mit einem furiosen Finale. Diese Sinfonie erzählt eine rührende menschliche Geschichte von einem einsamen Killer mit einer Topfplanze im Zimmer (kein Kanarienvogel) und der schrägen Beziehung zum kleinen Mädchen von nebenan, das für sein Alter erheblich abgebrüht ist. Was beide vereint: sie trinken viel Milch. Die Wollmützen von Killer und Killerschülerin haben ihren eigenen Reiz. Genau so wie das Geschäft, dass Leon im Tausch gegen die Killerausbildung für Mathilda von ihr das Lesen und Schreiben beibekommen erhält. Eine Konstruktion, die dem immer vorhandenen, leicht belustigten Humor von Besson zupaß kommt.