Lebenslinien: „Ein Oberpfälzer auf der Oidn Wiesn“ (BR, Montag, 23. September 2019, 22.00 Uhr)

Einerseits sind diese Lebenslinien von Constanze Hegetusch eine dieser ganz üblichen PR-Sendungen und Promi-Sendungen, auch in BR-eigener Sache, insofern als der Protagonist Jürgen Kirner beim Sender offenbar eine eigene Sendung hat.

Andererseits ist der Promi Jürgen Kirner kein abgebrühter, kein eingeübter Promi. Insofern wirkt er ehrlich und der Film persönlicher, indem Kirner sehr offen über seinen Weg erzählt, den er unbeirrbar und inzwischen mit steigendem Erfolg geht. Was ihn sympathisch macht, dass er kein Karrierist scheint. Die Gründe für sein künstlerisches Tun, so da sind satirische Texte schreiben für sich und seine Band, die Couplet-AG, diese auch vortragen oder eine Fernsehsendung moderieren, die kommen bei ihm von innen, die sind einerseits in Begabung und Talent begründet, andereseits aber auch in seiner oft besonderen Lebenssituation.

Dass er das Thema Liebe, und bei ihm erträumt die zu einem Mann, jahrelang unter Verschluss gehalten hat, unter einem Berg von Arbeit begraben hat, dass er sich zugeschüttet hat mit Arbeit, um sich damit nicht befassen, sich nicht outen zu müssen. Dass er, der Partnerlose, oft seelischer Mülleimer für seine Umgebung war. Das scheint zuhause begonnen zu haben, indem die Mutter ihm Dinge anvertraute, die sie den beiden jüngeren Brüdern nie gesagt hätte, während der Vater unter der Woche auf Arbeit war.

Sein schwieriges Problem der Partnersuche auch nach dem Umzug aus der Oberpfalz nach München. Schwul ist eben nicht gleich schwul. Und auch sein Pech in der Liebe, das ihn 2003 ereilt habe. Bis vor wenigen Jahren hat er noch fulltime als Redakteur gearbeitet und in der Freizeit nochmal fulltime seine künstlerische Karriere vorwärts gebracht. Erst vor wenigen Jahren hat er sich den Sprung in die künstlerische Selbständigkeit getraut. Er hat seine Mutter zu sich nach München geholt, wo er mit seinem Ehemann lebt, für den so ein durch und durch aktiver Künstler auch nicht einfach ist, wenn einer schon so eine Workpower hat und für den Künstlertum Kompensation ist.