Late Night

Late-Night-Shows sind ein knallhartes, eiskaltes Fernsehgeschäft. Sie sind das Thema dieses Filmes von Nisha Ganatra nach dem Drehbuch von Mindy Kling.

Die Moderatoren müssen die Gäste und das Publikum im Eisengriff haben und doch so tun, als sei es lustig, locker und unterhaltsam. Keine Pointe kommt zufällig daher, kein Joke ist unvorbereitet oder nicht redigiert.

Eine Late-Nigh-Show muss einen Zug haben wie eine Dampflokomotive, tschpf, tschpf, tschpf, kein Nachlassen erlaubt, Pointe, Lacher, Pointe Lacher. Das Publikum will wachgehalten werden.

Aber auch eine Late-Night-Show kann Staub ansetzen. Und mit ihr der Moderator oder, da ist es vielleicht noch extremer, die Moderatorin. Hier im Film ist es Emma Thompson, die seit Jahrzehnten als Katherine Newbury mit ihrer Show erfolgreich ist. Ihre Chefin (Amy Ryan) findet, die Show – das heißt: die Moderatorin – habe Staub angesetzt. Sie kündigt ihr das Ende der Show an. Das dürfte eine Situation sein, mit der ältere Schauspielerinnen zusehends konfrontiert sind.

Der Film zeigt, wie eine Emma Thompson sich einerseits als kraftvolle, unverwüstliche Schauspielerin durchsetzt, das ist vielleicht identisch mit der Energie von Katherine, der erfolgsverwöhnten. Es ist eine Wucht, mit der Thomson mit allen Showraffinessen ausgestattet diese Katherine stemmt.

Damit das jetzt nicht zu showlastig kalt und unnahbar wird wie eine Late-Night-Show selbst, damit es nicht, was die Eigenart von solchen Shows ist, nur an einem abperlt, hat Autorin Mindy Kaling der Story einige Melomomente beigemischt, so dass Thomson in der Regie von Nisha Ganatra spielend leicht sogenannte „echte“ private Momente entstehen lassen kann.

Als Gegenpol zur harten und von Männern dominierten Show-Welt holen sie Molly Patel (Mindy Kaling) aus Louisiana (was selbstverständlich wie vieles andere auch für Wortspiele ausgeschlachtet werden muss).

Molly ist eine indigene Amerikanerin, die Unschuld und Naivität vom Lande, die in einer Chemiefabrik, was auch andaudernd präzisiert werden muss, arbeitet. Sie hat am schwarzen Brett gelesen, dass die Show von Katherine Autorinnen sucht.

Was folgt ist teils vorhersehbar, da sie das Unvoreingenommene, das Lebenspraktische, auch das weiblich Fühlende verkörpert und so den Macho-Laden mit der Frau an der Spitze durcheinanderbringt, den Staub, der sich festgesessen hat, aufwirbelt.

Zusammen mit einem Leak über einen Seitensprung in einem Moment der Verzweiflung, der der großen Show-Masterin die Gelegenheit gibt, sich fühlig und menschlich zu zeigen und somit, das darf gewiss verraten werden, es ist schließlich ein Märchen, ihre Show retten wird, so dass Katherine es weiterhin als ein Privileg annoncieren kann, dass sie die Zeit ihrer Zuschauer in Anspruch nimmt.

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