Nach der Natur / Nicht nach der Natur.
Zweifellos sind die Computeranimationen der Dschungeltiere von Löwen über Hyänen bis Elefanten, Zebras, Erdmännchen und Fluggetier „nach der Natur“, täuschend echt. Andererseits wirken sie auch nicht nach der Natur, im Unterschied zu diesen scheinen sie algorithmengesteuert.
Nach der menschlichen Kultur hingegen ist die Story hieb- und stichfest gebaut, die vom klassischen Königsmord, der Usurpatorgeschichte. Der Bruder bringt den König um und glaubt, sich des legitimen Erben, Simba, entledigt zu haben. Aber wie einsten Moses überlebt hat, tut es auch dieser. Er hängt in einer Art befriedeten Kalmen herum nach einem bestimmten Dschungelmotto, wirft alle Machtansprüche von sich, bis er vom Wüten des Usurpators erfährt, der sein Reich ruiniert. Der legitime Thronfolger lässt sich an seine Plicht erinnern. Er findet seine Liebe Nala wieder, auf dass er das Königreich lange und glücklich regiere, es ist dies ein Reich der Tiere, ein Fabelreich.
Der Stoff wird klassisch vorbereitet, shakespearisch hört sich das in der Originalversion dieses Filmes von Jon Favreau nach dem Drehbuch von Jeff Nathanson, Brenda Chapman + 3 an. Dies ist das eine.
Das andere ist die Verpackung oder die Art, wie das erzählt wird, wie das für das Publikum attraktiv gemacht werden soll. Damit habe ich so meine Mühe, es ist eine Mixed-Pickles-Veranstaltung und Anbiederei daraus geworden, die mindestens drei vermutetete Publikumsgeschmäcker ansprechen soll.
Es ist der Pathosbedarf, der gedeckt wird mit massivem Einsatz der musikalischen und farblichen Mittel mit Erhöhungs- und Erlösungsmusik (zB Szene der Weihe des frisch geborenen Königsnachfolgers, die Bekanntgabe), es ist der Schnuckelig-Bedarf, der vor allem mit stofftierähnlichem, niedlichem Löwennachwuchs gefüttert werden soll und es ist der Flachs-, der Joke- oder der Ablachbedarf, an den fortdauernd gedacht wird, Scherze um der Scherze willen, Hofnarrengetier, um dem Drama Popkornqualitäten zu verleihen und dann auch noch der Musicalbedarf mit dazwischen gestreuten Songs. Wodurch die Präsentation des klassischen Dramas eine gewisse Unverbindlichkeit und Zeitgeistigkeit ausstrahlen dürfte.