Traumfabrik

Das deutsche Kino möchte wieder groß träumen. Von Liebe und von großem Kino. Auch wenn es aus der Fabrik kommt. Das erzählt der Titel dieses Filmes von Martin Schreier, der mit Arend Remmers, Tom Zickler und Sebastian Fruner auch das Drehbuch geschrieben hat.

Das erzählt auch die Geschichte, die im Filmstudio Babelsberg zur Zeit des Mauerbaus spielt. Da ist Babelsberg plötzlich vom Westen abgeschnitten. Das hat unmittelbar Konsequenzen auf den Betrieb, speziell, wenn Gäste aus dem Westen engagiert sind: aus Frankreich Milou (Emilia Schüle), Omar (Nikolai Kinski) und Beatrice Morée (Ellenie Salvo González).

Das deutsche Kino will in diesem Film sich wieder trauen, Starkino zu machen, eine Liebesgeschichte zwischen zwei Menschen in den Mittelpunkt zu stellen mit vielen Großaufnahmen, Idole auf die Leinwand zu zaubern.

Das sind Milou und der Kleindarsteller Emil (Dennis Mojen), die hier zu Stars stilisiert werden. Manchmal zuckt bei Emil ein Lächeln um die Lippen wie bei Heinz Rühmann, überwiegend aber ist er auf guten alten, jugendlichen Filmhelden mit seiner Stirnlocke getrimmt. Das Drehbuch schreibt ihm immerhin einige Konflikte zu.

Zuerst sind es Sitcom- oder eher: Screwball-Geschichten, wie er sich ungeschickt im Filmbetrieb benimmt, tölpelhaft, zu dem er durch seinen Bruder Alex (Ken Duken) kommt; wobei, dass die beiden Brüder seien, mehr eine theoretische Behauptung bleibt.

Emil verliebt sich beim ersten Augenkontakt in Milou, die gerade eine Szene dreht als Zigeunertänzerin. Dadurch verliert er die Zusammenhänge im Studio aus dem Blick und stiftet teures Chaos. Er versucht sich aus der Verantwortung zu stehlen.

Es gibt Liebesanbandel-Szenen mit Milou, die sind recht gut durchdacht geschrieben, wie die beiden einander einschätzen. Eine ist auch lauschig in all dem Gestänge über einem großen Studio inszeniert.

Emil erwartet Milou am nächsten Tag wieder. Doch der Mauerbau kommt dazwischen. Milou bleibt im Westen stecken; die Produktion wird gestoppt. Das Chaos, das dadurch im Studio entsteht, nutzt Emil, um sich eine Funktion als Regisseur und Autor mit Künstlernamen unter den Nagel zu reißen.

Der Film vergisst jetzt über eine Strecke den Liebesfilm und amüsiert sich dabei, zu beweisen, dass in diesem Business der Bluff wichtiger ist als jede Qualifikation.

Emil hat den gloriosen Einfall, ein Kleopatra-Projekt vorzuschlagen, bei dem Milou der Star sein wird und wieder eingeflogen würde. Funktioniert reibungslos gegen den Widerstand von Funktionärschargen (Heiner Lauterbach als Studioboss), aber ein Knaller von Stasimann gibt seinen Segen. Konflikt für Emil wird sein, dass Milou inzwischen ein Verhältnis zu Omar hat.

Das Thema Kleopatra gibt einen Erinnerungshinweis an die Monumentalfilmzeit, Kostümschinken, inhaltlich ist nicht allzuviel zu erfahren.

Die nächste Stufe der Erkenntnis des Liebenden ist die, dass seine Angebetete doch nicht für ihn sei. Auch das wird in einer Diskussionsszene klar. So wird er ein Verzichtheld, will ihr aber ein schönes Abschiedsgeschenk, ein Erinnerungsgeschenk machen, sie eine große Tanznummer, die dann auch schön lang im Film vorkommt, tanzen lassen.

Während des Drehs der Tanzszene verabseitigt sich der Held vom Set, der Zuschauer darf Zeuge seiner Generosität werden, indem er diesen Abschied für sich allein zelebriert, genießt, im inneren Monolog diesen Verzicht für sich evaluiert.

Die Führung des Chores ist militant geraten, die Massen agieren deutlich auf Befehl.

Es gibt eine Rahmenhandlung. Der alte Emil (Robert Gwiesdeck) erzählt seinem Enkel diese Geschichte. Auch hier ein Besetzungsproblem, es gibt so grad gar nichts, das es einem ermöglichen würde, sich vorzustellen, er sei einst der junge Emil gewesen.

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