Spider Murphy Gang – Glory Days of Rock ’n‘ Roll

Auch eine Lebensgeschichte.

Bald 50 Jahre machen die beiden Grundpfeiler der Spider Murphy Gang Günther Sigl, Bass und Lead Gesang, und Barny Murphy, Gitarre und Gesang, zusammen Musik. Jens Pfeifer hat diese Geschichte unter Drehbuchmitarbeit von Stefan Donaubauer in rockig-antörnender Art dokumentierend montiert, sich ganz von Flow und Geist dieses bayerischen Rock’n Rolls tragen lassen. So ist daraus eine weit über den Durchschnitt der Masse an Musiker- und Bandbiopics herausragender Dokumentarfilm geworden.

Pfeifer hatte Zugang zu genügend Archivmaterial. Er selbst hat die Band mit kleinem Team im Heute begleitet und von daher die Geschichte aufgerollt.

Ihre spektakulärste Zeit läutet in den frühen 80ern ihr Song „Skandal im Sperrbezirk“ ein. Damit stoßen sie an die Spitze der Charts vor. Das Geld fließt in Strömen. Es folgt die Zeit den Entfremdung von sich selbst durch den Zwang zu Auftritten in TV-Shows mit Playback und TV-Gekasperle. Das bekommt der Gruppe nicht gut, die Songs werden steriler, die Plattenverkäufe gehen zurück, die innere Einheit der Gruppe existiert nicht mehr, jeder wuselt für sich, wie fremdgesteuert. Es gibt Wechsel bei den Musikern. Drogen spielen eine Rolle, Alkohol.

Die Größe der Band zeigt sich darin, dass sie nicht schmollen, sondern sich dazu durchringen, übers Land zu tingeln. So fassen sie wieder Fuß, wissen erneut die Massen zu begeistern. Der lange Weg zum Kult.

Der Film kommt nicht als billiges PR-Produkt, als Exploitation-Movie oder als Fanartikel daher. Er erzählt zwischen all den Erfolgsstories, den Aufs und Abs, wie Sigl und Murphy ein Duo sind, denen die Musik das A und das O ist, die Rockmusiker sind durch und durch und denen das Bayerische zugute kommt.

Dass sie beim normalen Alterungsprozess zwei Jungs geblieben sind, denen die Musik das Höchste ist, das erzählt eindrücklich die Schlusssequenz, bei der die beiden vor leerem Saal sich gegenüber stehend auf der Bühne spielen und spielen, einen neuen Song üben, ihre Gesichter, ihre Harmonie und wie sie sich nachher vorm leeren Saal beim Publikum bedanken, allein das ist ein großes Kino. Die beiden sind eine widersprüchliche Paarung, künstlerisch hakeln sie sich aneinander ab und können nicht voneinander lassen. Das Geheimnis diese Filmes ist vielleicht, dass es diese künstlerische Lebensgeschichte nicht grell als solche ausstellt, sondern sich entwickeln lässt innnerhalb der Gruppe kreativer Bandmitglieder wie Franz Trojan, Michael Busse, Ludwig Seuss und den anderen.

Ein schrilles Licht auf die DDR und die Stasi wirft das Dokumaterial über einen Auftritt in Zwickau zu DDR-Zeiten und das später aufgefundene Stasi-Protokoll.

Für den chronischen Pressevorführungsbesucher wirkt wehmütig der Auftritt von Alexandra Gmell. Sie ist mit Barny Murphy verheiratet, dessen bürgerlicher Name Gmell ist. Alexandra Gmell war die Betreiberin des Kinos Gabriel Filmtheaters an der Dachauerstraße in München, in dem bis zur kürzlichen Schließung ein Großteil der hiesigen Pressevorführungen stattgefunden hat. So ist der Film ganz persönlich gesehen und indirekt ein Stück Erinnerung an dieses Kino, das dem grassierenden Kinosterben zum Opfer gefallen ist.

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