Kroos

Toni Kroos ist ein durch und durch durchschnittlicher Fußballer, was Körperbau, Größe, Gewicht, Laufgeschwindigkeit angeht, er ist kein Showman und am liebsten zieht er sich zu seiner Familie zurück. Das sind Aussagen über den Fußballer in diesem Film von Manfred Oldenburg.

Aber Kroos hat ein ganz seltenes Talent, das ihn zum Weltfußballer hat werden lassen, der es bis in den Olymp der Fußballwelt, zu Real Madrid, geschafft hat.

Es ist sein strategisches Denken, das Vorausschauen, die Antizipationsfähigkeit und dass er immer cool bleibt, Spielzüge und Chancen erkennt. Mit diesen Eigenschaften kann er zum strategischen Zentrum einer Mannschaft werden.

Das sind allerdings Eigenschaften, die einen Dokumentarfilmer abschrecken sollten, einen Film über diesen Fußballer zu machen.

Manfred Oldenburg hat sich das trotzdem getraut. Er scheint sich diese Grundproblematik jedoch nicht genügend klar gemacht zu haben. Wie mache ich einen durch und durch durchschnittlichen Typen ohne Extravaganzen, ohne Allüren, ohne Show- und Emotionseinlagen für die Leinwand attraktiv, wie mache ich dieses primär geistige Talent des Erkennens von Spielzügen und Passlinien auf der Leinwand sichtbar?

Kroos kommt sympathisch rüber, wenn er direkt in die Kamera spricht. Aber das ist nicht abendfüllend. So hat Oldenburg auf die durchschnittlichste Art des Dokumentarfilmens zurückgegriffen, hat viele, die mit Kroos zu tun haben, privat wie sportlich, um Statements gebeten; das sind lauter Elogen, was nicht weiter verwunderlich und ebensowenig abendfüllend ist, hat sich aus bunt durcheinandergewürfelten Spielpartien Ausschnitte rausgepickt, die kaum dazu angetan sind, gerade diese Qualität von Kroos zu zeigen. Des weiteren hat Oldenburg sich wie Mäuschen von anno dunnemals an die Fersen von Kroos geheftet; das führt zu endlosen Aufnahmen im Gewühl, in Gängen, Garderoben, im Privatjet, im Shuttle zum Flughafen und dann noch von Planschereien in der mondänen Villa in Madrid.

Man könnte versucht sein zu sagen, diesen Dokumentarfilmer verbindet mit Kroos die Durchschnittlichkeit; allerdings fehlt dem Filmer ein spezifisches Talent, so etwas wie das, was Kroos vom Durchschnitt abhebt.

Für den Fußballfan mag der Film ergiebig sein, weil Erinnerungen in ihm hochkommen dürften an bekannte Partien und Tore, weil viele bekannte Gesichter vorkommen; der Filmfan dagegen geht unterversorgt nach Hause.

Dass Kroos seine Fußballschuhe selber putzt und möglichst immer die gleichen anzieht, macht ihn über den Sport hinaus sympathisch. Allerdings ist er auch ein glücklicher Mensch, der mit sich und der Welt zufrieden ist – fürs Kino und für das Geschichtenerzählen gibt es jedoch nichts Undankbarerers als glückliche Menschen.

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