Kaviar

Satire im Schatten der Realität.

Wenn es die Strache-Videos in Österreich nicht gäbe, würde man diesen kecken Streifen von Elena Tikhonova, die mit Robert Buchschwenter auch das Drehbuch geschrieben hat, für herrlich überrissene Satir halten, die mit unverhohlen lüsternem Blick auf die Oligarchen- und Österreicher-Klischees Österreich und Wien fett wie mit Mayonnaise beschmiert.

Der Fall Strache, der zwar auch eine filmische Manipulation ist, erzählt anderes. Wobei die Satire doch noch übertriebener vorgeht. Der russische Oligarch Igor (Mikhail Evlanov), der glaubt, im Westen alles kaufen zu können wie in Russland, weil Menschen überall das Geld lieben und käuflich seien, will einen Privatpalazzo auf der Schwedenbrücke in Wien bauen. Zudem will er gegen Bestechung die österreichische Staatsbürgerschaft erhalten.

Auf der Seite der bestechlichen Wiener Mitspieler finden sich Klaus (Georg Friedrich), Ferdinand (Simon Schwarz), der jedes Gesetz kennt und weiß, was man dagegen tun kann, sowie Hans Zech (Joseph Lorenz), Stadtrat: die Interessen der Öffentlichkeit dürfen den seinigen nicht im Wege stehen.

Das Frauentrio Nadja (Margarita Breitkreiz), Vera (Darya Nosik) und Teresa (Sabrina Reiter) entwickelt aber, weil die Frauen von sich doch ein anderes Selbstbild haben als die Russen- und Korruptions-Machos, Eigeninitative, die zu Hindernissen, Komplikationen und anderen Überraschungen in der Geschichte führen, die selbstverständlich anders ausgeht als erwartet, denn einer ist immer der Noch-Schlauere. Wodurch der Satz: sie hatten das große Geschäft gerochen, eine eher unappetitliche Duftnote erhält.

Und da Igor die Baustelle auf der Schwedenbrücke sehen möchte, ist es gut, dass Teresa eine politische Künstlerin ist (sie macht antikapitalistische Kunst) mit Beziehungen in Künstlerkreise.

Die umrahmende Szene des Filmes ist eine grelle Szene, die illustriert, wie wenig Spaß Igor mit den Geschäften versteht und wie spaßig er sich die Reaktion auf misslungene Geschäfte macht, denn für Süßes müsse man bitter bezahlen.

Die Ich-Erzählerin Nadja ist Übersetzerin im Dienste Igors und vergleicht ihr Liebesleben mit sauren Gurken, aber zwei Kinder seien der lebende Beweis dafür, dass sie mal Sex gehabt habe.

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