„Bezzel & Schwarz – Die Grenzgänger“ – Folge 1: Der Süden (BR, Montag, 1. Juli 2019, 20.15 Uhr)

Geier über dem Zwangsgebührenhaufen.

Der Zwangsgebührenhaufen ist dank Haushaltzwangsgebühr gesichert. Jetzt geht es darum, davon so viel wie möglich abzuschöpfen. Findige Firmen müssen nur den Redaktionen, die aus der Zwangsgebühr den Zwang zur Produktion ableiten, plausible, „kreative“ Konzepte anbieten. Am besten geht immer ein bisschen was aus der Heimat, volkstümlich.

Diese Prinzip hat mit Erfolg, wie man sieht, eine Firma Labo M. GmbH angewandt und durfte mit dieser Sendung Zwangsgebührengelder auf ihr Konto abzweigen. Supergelungen ist die Chose nicht. Wirkt trampelig und kalkuliert. Ob ein Bedürfnis nach solchen Sendungen besteht, wage ich zu bezweifeln. Es muss halt bei den wegsterbenden, urtreuen Restzuschauern, die noch prioritär den BR eingeschaltet haben, irgendwas aus Bayern kommen, am besten bekannte Gesichter, werden sich die Redaktionen gesagt haben, denn sie können die Statistiken genau auswerten und exakt nachforschen, wer wann und wo wegzappt. Das scheint in etwa das Rezept für dieses weitere, belanglose und überflüssige Fernsehprodukt, was überwiegend sowieso nur eine Werbesendung für einen Schnapsbrenner, ein Café, einen Trompetenbauern, einen Gasthof und einen Wander- und Gleitschirmlehrer ist, die alle in Konkurrenzdruck stehen und froh sind um jede Gratiswerbeminute am Fernsehen. Und wenn keiner es schaut, so können sie selbst doch damit werben.

Vorab zu sehen war von dieser Sendung eine Arbeitskopie. Am Content dürfte sich kaum etwas geändert haben, an der massiven Werbung schon gar nicht.

Der Film macht im ersten Drittel Werbung für eine Schnapsbrennerei, für einen Gleitschirm- und Bergwanderführerguide, einen Männerchor und ein Café. Dann für einen Bauernhof. Wobei die „Kichle“ von der Bäuerin eher nicht kommerzielle Ware sein dürften und einen Hofladen gibt’s auch nicht – soweit im Fernsehen ersichtlich.

Etwa nach einer halben Stunde folgt die Werbung für einen Trompetenbauer. Der bringt immerhin die Verbindung über seinen Sohn zum Jazz und zu New York und zu einer etwas ungewöhnlichen Musikformation, die in Bad Tölz auftritt.

Für den letzten Teil begeben sich die beiden Selbstdarsteller von Moderatoren, das sind die Schauspieler Sebastian Bezzel und Simon Schwarz, die manchmal etwas ungeschickt durch die Sendung die Füße vertun und ab und an zwischen all der Werbung alibihalber Bemerkungen zu Dialektunterschieden machen, ins Allgäu zu einem exotischen Wunder: einem Bergführer aus dem Irak. Da staunen die deutschen Fernsehschauspieler, von denen der eine, der Bezzel, wohl Schiss hatte, mit dem Gleitschirm zu fliegen, und die beiden Moderatoren zeigen, dass auch für sie Integration alles andere als eine Selbstverständlichkeit ist, sonst müsste man diesen Bergführer ja nicht als so exotisch darstellen und tun, als sei das ein Weltwunder, wenn denn Integration doch eine Selbstverständlichkeit sein soll.

Die Firma, die diesen Beutezug auf Zwangsgebührengelder veranstaltet hat, Labo M, schreibt auf ihrer Website „hat sich echte journalistische Sorgfalt auf die Fahne geschrieben. Mit dieser Sicherheit können sich unsere Autoren, wenn nötig, in ihrer Geschichte weit vorwagen. Und komplexe Themen korrekt und verständlich vereinfachen – zur Freude der Zuschauer“. Das darf angesichts dieser Sendung bezweifelt werden.

Sie geben vor, herausfinden zu wollen, wie die Menschen im Grenzgebiet Bayern-Österreich ticken, was eine reine Lüge ist, denn es geht primär um Werbung, Werbung wie oben erwähnt: Schnapsbrennerei, Café, Bergwanderführer, Paragliding, Schnapsbrennerschule.

Das Fernsehen als private Beute.

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