Oray

Gefangen im Islam.

Mit einem gut durchdachten Buch, einem exzellenten Cast, einer Kamera, die nach dem Kubrik-Motto handelt, erst muss es etwas geben, was sich lohnt zu filmen, und mit prima Regie reflektiert Mehmet Akif Büyükataly in seinem Debütfilm den Karl-Marx Satz von der Religion als dem Opium fürs Volks (ohne in explizit zu zitieren) am Beispiel des Islam und einiger Zuwanderer.

Auftakt. Oray (Zejhun Demirov) hat eine kriminelle Vergangenheit, ist mit Riza (Tanju Bilir) verheiratet und stellt sich uns anfangs des Filmes als geläuterter Gläubiger vor, dem der Islam den Sinn fürs Leben gegeben habe, der ihm die Freiheit gebe; dass er ohne Islam immer noch kriminell wäre.

Der Rest des Filmes erzählt die Geschichte so ziemlich als das Gegenteil der Bahauptung, womit sie für mich zur Illustration des berühmten Marx-Satzes wird.

In einer wilden Liebesszene ist Oray über seine Frau gebeugt, lässt Speichel auf sie herabtropfen. Das regt sie auf, sie habe sich gerade geduscht. Er wirft ihr das Wort Talaq hinterher.

Das hat religiöse Konsequenzen. Sein Hodscha in Hagen, wo das Paar wohnt, meint, er müsse sich drei Monate von ihr trennen und „rein“ werden, dann dürften sie wieder zusammensein. Deshalb reist Oray umgehend nach Köln, findet über die Religion sofort Anschluss.

Es gibt eine theologische Erörterung mit einem anderen Gemeindevorsteher, der nachfragt, ob er das Wort nur einmal oder dreimal gesagt habe, denn das habe gravierend unterschiedliche Folgen. Oder ob Boxen haram sei. Man fühlt sich erinnert an die sophistische Diskussion, wie viele Engel auf einem Stecknadelkopf Platz hätten.

Oray findet schnell eine Wohnung, einen Job auf dem Markt. Eines Tages taucht seine Ehefrau auf. Sie lieben sich. Das ist nicht vorschriftsgemäß. Wobei sie die Position vertritt, sie seien erwachsene Menschen und könnten ihre Probleme selber lösen.

Aber Oray steht unter dem Einfluss der Religion. Er nimmt sich des Jungen Ebu Bekir (Mikael Bajrami) an, führt ihn zum Islam. Aber Oray selber kann nicht aus seiner Haut. Er verletzt wieder und wieder die Gebote des Islam. Er hat Schulden, will gleichzeitig den großzügigen Macker raushängen lassen. Das geht sich alles nicht auf.

Statt ihn zu befreien, bringt die Religion Orsay nur immer in neue Bredouillen. Aber die Religion ist gewappnet, versteht sich darauf, sich ihre Schäfchen zu kaufen. – Ein sehenswertes Debüt mit bescheidenen Mitteln spannend gemacht.

Zitate: Nur der Islam kann uns bändigen. Was willst Du ohne Islam hier drinnen. Du bist Gefangener von Karriere, Geld, Frauen. Was nutzt Dir das, wenn Du kein Islam im Herzen hast, was bringt Dir das unter der Erde?

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