Blown Away – Music, Miles and Magic

der etwas andere Musikfilm
oder
der etwas andere Reisefilm
.

Oder: eine aparte Mischung von beidem. Oder: über den Umgang mit einem Erbe.

Ben Schaschek erbt nach seinem Studium der Tontechnik 15′ 000 Euro. Damit will er etwas Abgefahrenes machen, „das Raster verlassen“, wie es später im Film einer nennt.

Mit dem Geld fliegen er und sein Freund Hannes Koch auf die Salomon Inseln, kaufen dort das Segelboot „Marianne“ mit der Absicht, um die halbe Welt nach Hause zurückzusegeln.

Die Route führt über Australien, Indonesien nach Indien, Madagaskar, Südafrika, Brasilien dann über Kuba nach Miami und von dort über Irland nach Hamburg. Zwischendrin nehmen sie sich ausgiebig Zeit für Landausflüge. In den USA kaufen sie einen ausgemusterten Schulbus, bauen ihn um für eine ausgedehnte Ostküstenreise.

So besehen würde sich der Film nicht groß von anderen aus der aktuellen Welle von Reisefilmen unterscheiden. Aber sie haben sich auch ein Ziel gesetzt. Sie wollen überall auf der Welt Musik aufnehmen. Und zwar nicht studiomäßig, sondern im Freien, so dass auch noch ferner Autoverkehr oder die Natur im Hintergrund zu hören ist. Das ergibt mitunter pittoreske Bilder und liefert zumindest subkutan die Message, dass Musik die Menschen weltweit verbindet. Und statt Geld erhalten die Musiker eine schöne Nennung für ihre Aufnahmen im Sinne einer Visitenkarte.

Auf eine dezidierte Message, die ein Film ja irgendwie haben soll, sind sie nach über vier Jahren Reise in den USA gestoßen: Tiokasin Ghosthorse, Ureinwohner-Aktivist, richtet mahnende Wort an die Menschheit über das Geheimnis der Dinge, dass alle Dinge miteinander verbunden sind.

Das Private, die Liebe, das Persönliche lassen die beiden Weltreisenden außen vor. Es ist ein Abenteuer- und Musiksuchfilm, selbstverständlich mit viel Traumschiff-Beifang, Segelimpressionen, kiloschwere Fische an der Angel, Städte- und Eisenbahn-An- und Aussichten.

Das Segeln müssen sie sich erst selbst beibringen. Tagebuchmäßig protokollhaft sprechen sie ab und an direkt in die Kamera über den Fortgang der Reise. Von Benni ist am Schluss zu erfahren, dass seine Mutter während der fast 5 Jahre Abwesenheit von Zuhause gestorben ist. Die Gitarre von seinem Opa spielt eine Rolle, sie geht durch die Reisestrapazen aus dem Leim; dem ist eine schöne Sequenz über einen Gitarrenflicker in den USA zu verdanken.

Über die Kilometer und die Kosten der Reise halten die beiden jungen Männer einen auf dem Laufenden: fast 5 Jahre, über 50′ 000 Kilometer für durchschnittlich 12 Euro am Tag all inclusive. Mit dem Geld wären sie in Berlin nicht über die Runden gekommen und den feinen frischen Meeresfisch hätten sie auf ihrem schaukelnden Yacht-Herd auch nicht zubereiten können.

Die Inschrift auf dem Boot: sailingconductors.

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