Sex am 15. des Monats,
so treffend und kurz fasst Hafsteinn Gunnar Sigurdsson, der mit Huldar Breiffjord auch das Drehbuch geschrieben hat, festgefahrene, eheliche Verhältisse in Wohnblocks und Reihenhäusern in Island zusammen. Und da das Leben sich trotzdem seine Bahn sucht, liefert es Stoff für wunderbar lakonisch, humorvolles, nordisches Erzählen.
Es fängt mit einem Knaller an und nimmt anschließend Nachbarschaftsleben unter die Lupe und als ob es sich am Erzählen selbst berauscht, findet es moritatenhaft besoffen zu einem schauderlichen Ende.
Den ersten Sprengsatz in die sedierten Verhältnisse liefert gleich zu Beginn Atli (Steintór Hroar Steintórsson). Er holt sich zuhause zu einem Video auf seinem Computer einen runter. Darauf ist er zu sehen, wie er mit Agnes (Lára Jóhanna Jónsdóttir) in einem Hotel in Barcelona sexuell zu Gange ist.
Seine Frau Inga (Edda Björgvinsdóttir) hat das Töchterchen zu Bett gebracht und entdeckt ihn bei diesem Fremdgehen. Er muss sich sofort eine neue Bleibe suchen. Das nutzt der Film zu einem Schwenk zu seinem Elternhaus. Der Baum aus dem Titel des Filmes steht in deren Reihenhausgarten.
Dieser titelgebende Baum ist ein Baum des Anstoßes. Er nimmt den Nachbarn die Sonne weg. Die „Fahrradschlampe“, wie Atlis Mutter die junge, neue Frau des Nachbarn tituliert, kann sich auf der Terrasse so keine Sonnenbräune mehr holen; dass sie schwanger ist von dem alten Knacker, ist ein weiteres Apercu für die Beliebtheit beim altgedienten Ehepaar, das die Eltern von Atli darstellen.
Der Nachbarsstreit, der zu einem Krieg ausartet, entzündet sich schon bei der anfänglich höflichen Bitte der Nachbarn, den Baum doch etwas zu stutzen. Es wird ein Krieg, in dem Gartenzwerge, Hundekacke, der Wolfshund Askur, die Katze von Atlis Eltern, zerstochene Reifen, eine Kettensäge, ein Zelt und eine Überwachungskamera eine Rolle spielen werden.
Parallel dazu läuft der Sorgerechtskrieg zwischen Atli und seiner Frau.
Sigurdsson hat eine lockere Erzählart mit Begeisterung für die Menschen und ihre Engstirnigkeit, was er mit pragmatischer und praktischer Kamera ganz ohne Getue einfängt und quicklebendig montiert. Nordisch Flow. Schade, dass die Lieder vom Männerchor, in welchem Atlis Vater singt, nicht mit deutschen Untertiteln versehen sind. In diesen Liedern hört man die ewigen Wellen des Meeres an die Küste Islands anbranden.