The Sun is also a Star

Dieser Film von Ry Russo-Young nach dem Drehbuch von Tracy Oliver nach dem Roman von Nicola Yoon scheint mir einer von der Sorte zu sein, bei welchem der führende Kopf der Produktion, es könnte der Regisseur sein, von dem Roman angefixt war und sofort ‚geile‘ Bilder gesehen hat und sofort Schauspieler im Kopf und eine Begeisterung für das Philosophieren über Schicksalshaftigkeit, Universum kontra Individuum, das All und das Eintagsleben eines Schmetterlings.

Dann hat er einmal eine irre hohe Bahnhofshalle gesehen mit verglasten Wänden und Gängen hoch oben und er stellte sich vor, wie ein junger Mann, Daniel (Charles Melton), mit einem Kumpel in dieser Höhe über der Halle (ähnliche Effekte könnte die Reichstagskuppel in Berlin erzeugen) runter schaut auf die flanierenden Massen, die alle in Eile und nach vorne fokussiert sind. Dann entdecken die beiden jungen Männer eine junge Frau, Natasha (Yara Shahidi), mit Kopfhörern auf, die einfach stehen bleibt und in die Höhe guckt. Da flippt unser Regisseur aus und sieht das als ein zwingender Schicksalsmoment: Liebe, Verliebtheit auf den ersten Blick. – Und die Jagd hinter diesem Glück hinterher beginnt.

Eigentlich könnte sich der Zuschauer nach der Schicksalstheorie beruhigt zurücklehnen, denn das Schicksal wird den beiden so oder so einen sorglosen Tag in New York, einen Liebes-Tag (und eine Nacht im Park dazu) bescheren. Alles drum herum vergessen.

Das enge Timing, in das beide Protagonisten eingespannt sind, das zeigt der Regisseur mit spitzem Zeigefinger auf einer großen Wanduhr, die nicht 5, nicht 4, nicht 3, nicht 2, sondern 1 Minute vor Zwölf zeigt.

Natasha und ihre Familie aus Jamaica sollen nämlich am nächsten Morgen zurückgeschickt werden mangels Aufenthaltspapieren. Daniel soll einen Interviewtermin bei einem Anwalt wahrnehmen, um sich für ein Midizinstudium am College anzumelden. So möchte es jedenfalls sein Vater, seine Mutter und sein älterer Bruder. Es sind Einwanderer aus Korea, die in New York einen Langhaarperückenladen betreiben. Auch das scheint eine Idee, die vielleicht einfach sein musste, weil der Regisseur fand, das sei ein ‚geiles‘ Setting, erst recht, wenn die beiden Brüder anfangen zu schlägern miteinander, damit die Maske für die nächsten Szenen Narbenarbeit hat.

Das scheint auch einer jener Filme zu sein, die, wenn man anfängt sie zu memorieren, sich als Plot, als Storymaterial nicht schlecht anhören, bei denen aber offenbar nicht genügend sorgfältige Drehbucharbeit geleistet worden ist, so dass der Film einem beim Schauen reichlich schablonenhaft vorkommt, als ob einer am Schreibtisch die einzelnen Elemente ausgeschnitten und dann in einer gewissen Reihenfolge zusammengesetzt hat, ohne aber auf die spezifische Anforderung des Spannungsbogens eines Filmes zu achten.

Zwischendrin immer wieder Veduten von New Yorks Skyline und seiner Straßenschluchten, gerne auch mit Drohne. Happy-Romantic-Melo-Drama-LastMinute-MigrantenLovestory.

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