Kleine Germanen

Unangenehme Brühe.

In der braunen Sauce. Da muss man erst klären, was genau Mohammad Farokhmanesh und Frank Geiger in ihrem Film wie erzählen.

Es gibt den Strang ’nach einer wahren Geschichte‘. Den erzählt Elsa. Sie ist von ihrem Opa, einem strammen SS-ler, schon als kleines Mädchen indoktriniert, „abgerichtet“ worden. Sie hat sich sogar die 88 auf den Unterarm tätowieren lassen. Sie hat Thorsten geheiratet, einen, der Asylanten verprügelt und seine Frau und Kinder grob behandelt. Unglücklicherweise hat das zweite Kind eine Behinderung. Das ist in der rechten Ideologie nicht vorgesehen. Thorsten muss in den Knast. In der Zwischenzeit bringt Elsa die Familie über die Runden mit einem – ideologisch nicht erkennbaren – Hofladen.

Wie Thor zurückkommt, eskalieren die Auseinandersetzungen (das Mädchen hat Klaviertalent und spielt Mendelssohn, einen jüdischen Komponisten). Daraufhin setzt sich die Mutter mit den Kindern ab. Fortan wird sie verfolgt von ihrem Ex und seinen Kumpanen. Ständig muss sie Wohnort und Identität wechseln. Aber die Sozialversicherungsnummer ist verräterisch.

Es ist ein Drama, das ab 1974 erzählt wird bis in unsere Zeit hinein. Die Filmemacher verwenden dazu das Motion Capture Verfahren. Reale Schauspieler spielen die Szenen. Diese werden mit Kolorierung und Übermalung verfremdet und darüber werden noch professionell-routinierte Sprecherstimmen gelegt.

Die Verfremdung wird weiter getrieben durch eine nervöse und farblich wenig ansprechende Übermalung. Anfangs gibt es – das ist immer das Spannendste – Archivfootage von Elsa als Kind mit ihrem Opa.

In diese Originalgeschichte hineingeflochten sind eine ganze Menge Statements von Forschern, Fachleuten, Vertretern einer Aussteigerorganisation, Aussteigern, rechten Aktivisten wie Journalisten, Verlegern. Die rechten Aktivisten – die Regisseure wenden auch hier ein leicht verfremdendes Verfahren an, indem sie zu den Interviewstimmen abwechselnd die Sprecher nur ruhig sitzend und dann wieder direkt sprechend zeigen – diese rechten Aktivisten stellen die Punkte ihrer Ideologie heraus, die problemlos Zustimmung finden können, Werte wie Treue, Aufrichtigkeit, Haltung, Rückgrat, der christliche Rahmen.

Dadurch wird es vor allem ein Statement-Film, irgendwie unappetitlich, vermutlich am ehesten geeignet als Grundlage für anschließende Diskussionen in Schulen, politischen Gruppen etc. Wobei bei mir das Gefühl der unangenehmen Brühe stärker ist als der Impuls, mich mit dem Thema zu beschäftigen, gar neue Erkenntnisse zu gewinnen. Vor allem weil der Hauptübeltäter Thor, so ungebildet wirkt, so dumm, nur hasserfüllt.

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