Thrilleratmosphäre,
das schafft Philipp Leinemann dank Licht, Kamera, Schnitt, Ausstattung, Sound und auch die Schauspieler sind absolut thrillertauglich.
Es geht um dubiose Praktiken beim BND, die wohl niemand ganz erforschen kann. So war es schon beim Oktoberfestattentat. Darüber hat es einen Film gegeben: Der blinde Fleck. Der hatte den Vorteil, dass der Spielfilm auf der Recherche des Journalisten Chaussy beruhte, dass er also einen realen, fundierten Storyboden hatte.
Philipp Leinemann dagegen hat sich in das Thema eingelesen und dann rein fiktiv ein Drehbuch erfunden.
Es geht um Terror und um „False Flags“, das sind Anschläge, die von Geheimdiensten ausgeführt werden, um mutmaßlichen Terroristen die Schuld in die Schuhe zu schieben, um damit von der Politik weitere Gelder und Befugnisse loszueisen. So ganz durchsichtig wird der Mechanismus in diesem Film allerdings nicht.
Um nicht allzu nah an die Realität zu kommen, vielleicht auch, um sich gefährliche Recherchen zu ersparen, hat Leinemann den fiktiven Staat Zahiristan erfunden, irgendwo an der Grenze zu Afghanistan, von wo aus eine Terrorgruppe aktiv ist und wo mithilfe eines Informanten aus dem BND Menschen mit Drohnen vorbeugend getötet werden.
Zahiristan wurde auf Gran Canaria gedreht und im Presseheft ist zu lesen: „Sowohl die spanische Armee wie auch die Bundeswehr in Deutschland haben uns bei diesem Film großartig unterstützt“ – womit klar ist, dass eine Schere im Kopf automatisch aktiviert worden sein dürfte.
Schwer gemacht hat es sich Philipp Leinemann zusätzlich, indem er sich nicht an amerikanischen Thrillern (die da unbestritten Meister sind) orientieren wollte. Aber das Stattdessen, mit dem er nun aufschlägt, ist kein Äquivalent.
Der Film fängt mit einer nichtssagenden Liebesszene in einem Bootshaus an, viel zu langatmig, um Protagonisten spannend vorzustellen. Die Amis machen das auch. Aber dann ist das pralles Leben, das gerne von einem Anruf unterbrochen wird, pralles Leben als Sprungbrett.
Hier geht der Agent ganz normal seiner Arbeit nach. Das ist also bereits ein Aufschub des Einsetzens der Spannung.
Es folgt eine viel zu ausgewalzte Verhörszene mit einem Asylbewerber. Der Protagonist ist als Dolmetscher engagiert; will aber aus dem Verhörten eine Handynummer in Zahiristian erfahren, damit die Amis die Drohne losschicken können. Die Szene wird schnell unglaubwürdig, der Zuschauer bekommt Zweifel, warum der deutsche Verhörbeamte die Fehlübersetzungen nicht mitbekommen will und ob er überhaupt eingeweiht ist. Es bleibt zu vieles unklar und der Spannungswert für die Story ist lediglich die Info, dass der BND an einer Telefonnummer interessiert ist. Also auch diese längere Szene verschiebt das Einsetzen möglicher Thrillerspannung weit nach hinten.
Auch zur Charakterisierung des Protagonisten nutzt das Drehbuch die Eingangsszenen nicht.
Das Drehbuch, das Drehbuch, das ist mal wieder der schwache Punkt. Es ist zu papieren, zu bemüht, die Darsteller als Vermittler der Erkenntnisse aus der Recherche des Regisseurs zu vermitteln, was schnell mal gegen das Interesse an einer glaubwürdigen Figur läuft, hinzu kommt das mangelnde Gefühl des Regisseurs für Sprachregie. Weshalb die Darsteller durchs Band sich schlechter verkaufen, als sie eigentlich sind.
Und dann haben sich die Darsteller auch noch in Gagenverzicht geübt – ein doppeltes Verlustgeschäft. Bloß weil das Drehbuch noch nicht gut genug für einen Thrillerdreh gearbeitet war.
Dem Film vorangestellt ist ein Leo-Trotzki Satz: „Vielleicht kann ich die Wahrheit finden, indem ich die Lügen vergleiche“.