Anything

Bei diesem Film von Timothy McNeill ist nicht ganz klar, ob ihm nicht vielleicht die grobeschnitzte deutsche Synchro den Rest gibt. Diese scheint einzig darauf zu achten, dass Anfang und Ende einer Sprechphase je lippensynchron verlaufen. Ein weitergehendes Interesse an dem Film, den Rollen, den Konflikten scheint nicht gegeben.

Speziell die deutsche Stimme für den Protagonisten Early (John Carroll Lynch) dünkt mir ein arger Besetzungsfehlgriff zu sein, diese Stimme, die sich kaum traut, die Stimmbänder in Schwingung zu versetzen (Sprechermasche?); die mag für eine kränkelnde Figur passen, sicher aber nicht für einen Menschen, der im Leben ganz offenbar Erfolg gehabt und es zu einem gewissen Vermögen gebracht hat. Auch vom Typecasting her scheint mir diese Sprecherbesetzung ein Fehlgriff.

Das Thema des Filmes ist der Tod von Eearlys geliebter Gattin – und wie er damit umgeht. Nach einem misslungenen Selbstmordversuch in der Badewanne erfindet Early sich neu.

Er zieht aus der Provinz nach L.A. in die Nähe Hollywoods; das Ambiente fasziniert ihn. Seine Schwester Lauretta (Maura Tierney) lässt er mit Mann und pubertierendem Sohn zurück.

Early zieht in ein Haus, was nach Bohème ausschaut, mietet ein kleines Appartment. Nachts hört er den betrunkenen Briefträger Ramirez in der Wohnung unter ihm grölen. Das fasziniert ihn eher, als dass es ihn stört.

Das wichtigere Thema wird ab jetzt im Film die Bekanntschaft mit seinem direkten Nachbarn Freda (Matt Bomer) sein, einem Sexarbeiter und Transvestiten. Early verliebt sich in ihn.

Der Film versucht ab hier das zu leisten, was in Frankreich mit riesigem Erfolg den Monsieur-Claude-Filme gelungen ist: das Thema der Vorurteile zu behandeln, denn Earlys Familie wird mit dieser neuen Liebe konfrontiert – und reagiert vorerst ablehnend.

Die Franzosen gehen mit dem Thema humorvoll mit Tempo, Timing und Verve um, während Timothy McNeill, der Amerikaner das ehren-, ethik- und ernsthaft versucht als moralische Lektion – das kann den Film mit einer deutschen Billigsynchro schnell ins Unerträgliche kippen lassen – Prüfstein dafür ist das im Original belassene Lied von Briann (Margot Bingham), so zart gesungen.

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