Monsieur Claude 2

L‘ Apéro est sacré.

Der Apéritiv ist heilig, das sagt viel über die Lebenskunst in Frankreich. Der Apéritiv zu diesem Film von Philippe de Chauveron, der mit Guy Laurent auch das Drehbuch geschrieben hat, ist sein Vorgängerfilm Monsieur Claude und seine Töchter, ein Film der systematisch mit rassistisch-religiösen Voruteilen spielt und der im Kino durch die Decke gegangen sei.

Jetzt folgt Teil 2. Da runzelt man gern die Stirn. Wieder ein Sequel. In dessen ersten Phase stellt sich eine gewisse Ruhe ein, als ob man die Flughöhe erreicht habe mit dem Spiel mit den Vorurteilen. Diese werden – pro memoriam – eher warm-up-mäßig und altbekannt durchgespielt; zum Wiedereingewöhnen.

Dann plötzlich kommt es zu Turbulenzen, geht es um Frankreich, um Macron, was los sei im Lande, den Antisemitismus, die Gewerkschaften, obwohl doch der Erfolgsschriftsteller Claude Verneuil (Christian Clavier) mit seiner Frau Marie (Chantal Lauby) in der französischen Provinz, in einem Schloss in Chinon lebt.

Die erste Unruhe in den ruhigen Fluss der Vorurteilerei bringt ein afghanischer Flüchtling, den der Pfarrer den Verneuils aufschwatzt. Er darf gärtnern und im Gartenhäuschen wohnen und die tiefsten Vorurteile von Claude von wegen Taliban und Sprengstoffgürteln an die Oberfläche spülen.

Der nächste Casus Knaktus ist aber kein Problem mehr für ihn, der betrifft den Schwiegervater aus dem Senegal, André. Die Familie fiebert der Heirat ihrer Tochter entgegen und kennt den vermuteten Ehemann, der gar keiner ist, noch nicht. Diese Vorurteilsklatsche ist quasi eine Wiederholung aus Film eins, aber dieses Mal trifft es den Senegalesen und Claude Verneuil grinst sich einen ab, in dieser Erfahrung einen Schritt voraus, er hat die Katharsis schon hinter sich.

Das neue Problem für die Verneuils ist anderer Natur. Alle Schwiegersöhne wollen mit ihren Gattinen von Frankreich wegziehen. Der Umgang damit fordert die höchste Raffinesse von den alten Verneuils. Zum Glück sind sie gut betucht, die modernen Balzacs. Und das sollte man sich mal für Deutschland vorstellen, eine Komödie, die Kapital daraus schlägt, dass sie Deutschland positiv darstellt. Die Franzosen schaffen das, aber hier ist der Apéro eben heilig. Und in manchen Fällen empfiehlt sich Voltaren statt Stützstrümpfe.

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