Hochemotionales Fast-Footage.
Bitte nicht missverstehen, das Fast-Footage. Das meint nur, dass das Material, aus dem Jeff und Michael Zimbalist diesen hochemotionalen Film montiert haben, lauter schnell geschossenes Dokumaterial ist, anders ist es beim Fußball oder bei Katastrophen kaum zu haben und auch bei privatem Handymaterial.
Mit solchem fängt der Film an in einem Flugzeug der Mannschaft von Chapeco, einer Provinzortschaft irgendwo im Süden Brasiliens.
Die Fußballmannschaft, das ist am 29. November 2016, hat einen guten Lauf gehabt, ein einmaliges Teamgefühl dürfte einer der entscheidenden Motoren dafür gewesen sein, dass sie in der wichtigen Copa Sudamericana das Finale erreicht haben. Eine sportliche Sensationsgeschichte. Zu verdanken dem Team-Spirit.
Das ist aber erst der Anfang, der viel unglaublicheren Geschichte, die der Film von diesem Moment an erzählt und die weit über den Fußballfan hinaus auf Interesse stoßen dürfte. Es ist eine Geschichte von Verlust, Tod, Schmerz, Verletzung – und von Teamgeist.
Es ist die Geschichte der Fußballmannschaft, die auf diesem Flug nach Medellin kurz vor der Landung in den Anden abstürzt. Drei Fußballer und wenige andere Passagiere überleben. Das sind Unglücke, die als solche schon hochemotionale Bilder liefern und erst recht in Lateinamerika, wo die Fußballer vorm Spiel auch ein Gebet sprechen oder eine Kerze vor einer Marienstatue anzünden.
Hochemotional geht es weiter und in atemberaubendem Tempo. Der Club hatte nur wenige Wochen Zeit, bis zum Start der neuen Saison. Er ist eines Großteils seiner Mannschaft beraubt. Die drei überlebenden Spieler sind nicht einsatzfähig.
Es muss ein neues Team mit einem neuen Trainer aus dem Boden gestampft werden. Es ist, als werde dem alten Team ein neues aufgepfropft, es ist wie bei einer Amputation. Es gibt Schockreaktionen, es gibt Erfolge und Misserfolge.
Nach einem halben Jahr kommt die Besinnung auf die ursprünglichen Qualitäten; ein Abstoßungsprozess, wie er bei Transplantationen vorkommt, kann vermieden werden. Umso noch emotionaler werden gewisse Ereignisse weniger als ein Jahr nach dem Unglück werden.
Es ist ein Film, der einen im ersten Moment eher kühl lässt, wieso soll ich mich für diese Mannschaft interessiseren, für dieses Kino interessieren, was aus nur allzu fernsehbekannten Schnipseln zusammengesetzt ist? Aber zusehends zieht einen dieser Prozess, der vor allem um die drei Spieler kreist, die den Absturz überlebt haben, hinein als in einen Prozess, in dem es sowohl ums Überleben, als auch ums Bewahren eines Ideals geht, um Karrierismus gegen Teamgeist, um die Erholung von einem unglaublichen Unglück, das aus skandalösem Grund pasisert ist.
Je mehr ich versuche, die Bilder und Gedanken zu diesem Film zu sortieren, umso mehr Gewicht gewinnt er, umso spannender erscheint er mir, umso einmaliger. Er erinnert mich an eine deutsche Doku von 2018, Wunder der Wirklichkeit. Hier geht es um den Flugzeugabsturz mit einem Filmteam.