Weil du nur einmal lebst – Die Toten Hosen auf Tour

Altern

ist das unterschwellige Thema dieser Mäuschendoku bei Campino und Co. Die Rockstars bewältigen das hochrespektabel, statt Exzess ist jetzt Fleiß und Üben, Üben angesagt. Denn sie fühlen sich ihrem generationenübergreifenden Publikum verpflichtet, möchten ihnen etwas bieten fürs Geld, denn Power und Energie, die müssen über die Bühnerampe hinaus.

Das passiert höchst professionell, wenn auch inzwischen ein entsprechend professionelles Lächeln aufgesetzt wird. Campino sorgt mit bewährt-beherrschter Massenmanipulation dafür, dass das Publikum sich aufgehoben fühlt bei ihm und seiner eingeschworenen Band und den altbekannten Songs.

Für den Außenstehenden ist es erstaunlich, wie gut das funktioniert, wie die Massen strömen und sich mitreißen lassen, jung wie alt.

Der Film von Cordula Kablitz-Post, die die Regie mit Paul Dugdale teilte, ist allerdings primär ein Fanartikel. Die Verehrer von Campino und den Toten Hosen dürfen an die zwei Stunden lang in nächster Nähe mit den Musikern verbringen.

Sie sind in der Garderobe dabei, bei den Konzerten, beim Aufbau, bei den Proben. Immer wieder geben Bandmitglieder Statements ab. Es gibt auch Seitenblicke auf ein sportliches Training, auf einen Hörsturz mit Konzertabsage in der Folge, auf eine nächtliche Eskapade in einen Swimmingpool, Einblicke in den Tourbus, in die Besprechung der Songliste, in die Kantine, in die zahlreiche (treue) Crew, eine ICE-Fahrt, Begrüßung zuhause in Düsseldorf und ein Extempore nach Argentinien, wo die Band viele Fans hat, inklusive eines Werbekurzfilmes für ein Weingut mit Weinprobe.

Alles, was über den Tellerrand so einer Tournee hinausginge, bleibt außen vor, das Private, das Organisatorische, das Finanzielle, das Strukturelle, das gesellschaftlich-kulturell Relevante. Es gibt auch keinen Erzählfaden. Insofern ein reiner PR-Artikel, ein Werbeprodukt und man wundert sich, dass so etwas Filmförderung erhält. Denn für dokumentarische Lorbeeren reichts dem Film hinten und vorne nicht. Und dass Frauen kaum eine Rolle finden wird kommentarlos hingenommen.

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