Rocca verändert die Welt

Die elfjährige Rocca (Luna Maxeiner) ist ein höchst ungewöhnliches Mädchen. Sie landet sicher ein Flugzeug mit 188 Passagieren auf dem Hamburger Flughafen, weil den Piloten übel geworden ist und sie verschwindet, noch bevor klar wird, wer diese Heldentat vollbracht hat, im Gewühl.

Roccas Mutter ist bei der Geburt gestorben. Vater ist Astronaut und hat das Mädchen nach Astana ins Trainingslager mitgenommen, bevor er zu einer Mission auf der internationalen Weltraumstation ISIS aufbricht.

Papa schickt das Töchterchen zur Oma (Barbara Sukowa) nach Hamburg zurück. Die ist Misanthropin pur, während Rocca ein Musterbeispiel für Direktheit, Unvoreingenommenheit, Herzlichkeit ist, ja für den Humanismus des Hamburger Kinos steht.

Mit ihrer unbefangenen Art bringt Rocca die erstarrten Verhältnisse in ihrer Nachbarschaft, in der Schule, die sie besuchen soll, durcheinander.

Es sieht aus wie ein Musterbeispiel, wie Menschen es doch viel einfacher hätten, miteinander auszukommen. Sie geht ebenso auf Obdachlose zu, wobei ihr Kaspar (Fahri Yardim) noch sehr nützlich sein wird. Sie dutzt die Lehrer und steckt mit ihrer Unbekümmertheit und Schlagfertigkeit (gegen übles Mobbing an der Schule) alle an.

Auch die konservativen Nachbarskinder, die aufmerksam beobachten, wie sie sich um ein verletztes Eichhörnchen kümmert, sind neugierig und lassen sich anstecken.

Mit diesem geballten Weltveränderungspower fängt aber auch die Rührstory an, die den Film aus der Ecke des Hamburger ethischen Pragmatismus schnell in Richtung Traumfabrik-Emotion abheben lässt. Ein Vorgang, der unterstrichen wird durch extrem auf Dauer-Feelgood aufgeschäumte Musik. Denn am Ende wird alles gut, wie es eben nur im Traum oder im Kino gut werden kann.

Rocca entwickelt enorme Heilkräfte für ihre Umgebung, weicht die Herzen auf, man möchte schier glauben, man ist in eine Bekehrungsveranstaltung einer Erweckungskirche geraten, denn es entwickeln sich keine Konflikte, nachdem die Verhärtungen der Menschen aufgeweicht worden sind. Das dürfte gegen jede Lebenserfahrung sein.

Dieser Effekt wird vielleicht noch verstärkt durch das Casting, das, so scheint es, auf Klischees verzichten wollte. Aber mehr gibt das Drehbuch von Hilly Martinek nicht her und mehr hat die Regie von Katja Benrath aus den netten Darstellern nicht rausgeholt. Das mag am Heilimpetus des Drehbuches liegen.

Zum Casting und Klischee: dabei geht es doch just um erstarrte Klischeetypen, die aufgeweicht und verändert werden sollen. Ist diese Veränderung so leicht, wie das Umstülpen eines Handschuhes?

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert