Vom Lokführer, der die Liebe suchte

Die einzig interssante Frage an diesem kindischen, zerfallsromantisierenden Werk ist, wie Veit Helmer, der Autor, Regisseur und Produzent, es schafft, sich an die Zitzen von Filmförderern und Fernsehredaktionen anzuwanzen und daraus Gelder abzusaugen, damit er in Georgien den großen Entwicklungshelfer spielen kann, logierend im Radison und im Film Absteigen zeigend, die es so selbst in Georgien kaum mehr geben dürfte.

Hat Helmer den verantwortlichen Förderern und Zwangsgebührentreuhändern (die im an sich schönen Presseheft nicht einmal erwähnt werden) etwas in den Tee getan bei der Besprechung, was sie umnebelt und outgeknockt hat, wie er es in seinem Film tut, um seinem Hauptdarsteller Predra „Miki“ Manojlovic als Lokführer Nurlan in einem Brustuntersuchungsbus lüstlingshaft Brüste zu sehen?

Helmer muss ein Gscheithaferl von Dampfplauderer sein, dass er mit so einem Film, in dem aus Angst vor Sprachregie nur Stumme mitspielen, die hin und wieder einen Befehls- oder einen Zustimmungslaut knurrend von sich geben, an Förder- und Fernsehgelder kommt. (Es scheint sich hierbei um Entscheidung aus reiner Bequemlichkeit zu handeln, um keine Sprachregie führen zu müssen und auch, um eine Vereinfachung der Montage zu erreichen).

Oder sind die entsprechenden Förderer und Fernsehredakteure präsenile Sabbergreise, die man mit ein paar voluminösen, bestickten BHs in traditioneller Form, wohlbusig, den Verstand verlieren lässt?

Mit ausführlich-ausdauernder BH-Wäsche fängt der Film an. Für Bildertrödler folgen ein paar schöne, armuts-, wüsten- und eisenbahnostalgische Bilder in der Art vergilbten Postkartenkitsches.

Der Junge, der pfeifend vor der Eisenbahn herläuft, die durch ein Wohngebiet fährt und dessen Gleise die Bewohner die meiste Zeit privat und geschäftlich nutzen. Sie müssen diese für die Durchfahrt räumen.

Armutskitischig, wie der Junge in einer Hundehütte wohnt. Aber Georgien scheint nicht mehr so unterentwickelt zu sein, wie Helmer es darstellen möchte. Es gibt Bahnstrecken, die sind auf der Gleisebene vollkommen verrrottet, aber darüber sind sie modernstens elektrifiziert.

Die Farbgebung ist patinaschmierig, immer im Einklang, immer mit diesem Hauch von Vergänglichkeit. Der Lokführer ist ein romantisch Einsamer. Wohnt in einer malerischen Steinhütte hoch oben im baumloser Gegend – der Fotoidylle von Herrn Helmer wegen, sicher nicht aus lebenspraktischen oder filmimmanenten Gründen.

Das ist wieder so ein Film, den sich im Kino kein Freiwilliger anschauen dürfte, bei dem der Förderapparat sozusagen geneppt wurde.

Als Kurzfilm für die dialoglose Kameraübung eines Studenten, der keine Filmideen hat, dürfte es gerade noch für ein Budget von vielleicht 300 Euro durchgehen.

Vielleicht hat Helmer seine Geldegeber auch mit dem Argument vereinnahmt, er würde einen Kontext herstellen zwischen Maschinen und Musik – mindestens gibt es davon ein paar nicht besonders originelle Versuche.

Und die Story? Ein BH von einem Wäscheseil, das nicht rechtzeitig vor der Zugdurchfahrt entfernt wurde, bleibt an der Lok hängen und verdreht dem alleinlebenden Lokführer den Kopf. Er sucht nun, höchst extensiv erzählt, die Besitzerin. Die chronische Saitenzupferei auf der Tonspur behauptet doch glatt, es gehe hier alles nicht so ernst und mit leichter Hand zu – Tonspur mit einem gestörten Verhältnis zur Wahrheit.

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert