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Enger Humanfokus.

Der Blick auf den Menschen ist in diesem Film von David Dietl, der mit Katharina Eyssen auch das Drehbuch geschrieben hat, eng auf das Haben/Nicht-Haben von Beziehung (Liebe ist nicht das Thema) und von Erfolg mit einem Startup eingegrenzt.

Mit der Erfindung einer kleinen Hintergrundgeschichte für Teresa (Alicia von Rittberg mit der erotisch-heiseren Stimme) und mit einem Einblick in die superreiche Familie von Paul (Edin Hasanovic) versucht er den Fokus etwas zu weiten, bleibt aber auch dort oberflächlich bis klischeehaft.

Teresa ist eine der Hauptfiguren. Sie ist mit ihrer Mutter (Anke Engelke imponiert in diesem Yuppie-Cast mit ihrer Erfahrung und Präsenz) allein aufgewachsen. Die Identität des Vaters bringt Teresa im Laufe des Filmes in Erfahrung. Der Ausflug zu ihm, der jetzt ein Guru ist, bleibt eine kleine Episode ohne Folgen.

Grundkonstellation ist die, dass zwei Paare auseinanderbrechen, temporär oder auch nicht. Teresa steht nach einem Skandinavien-Aufenthalt und nach einer peinlichen Discobegegnung mit zwei früheren Lovern solo da, während die Freundin von Anton (Marc Benjamin) noch schauen möchte, ob vielleicht irgendwo ihr idealerer Partner rumläuft.

Die Freunde Anton und Paul (auch er hat gerade einen Korb kassiert) treffen auf Teresa und auf Patricia (Nilam Farooq). Mit der Erfindung einer ganz besonderen Dating-App wollen sie Erfolg haben und gegen den großen Konkurrenten „Pocket-Internet“ antreten. Ihr Clou ist eine laienanthropologische Kategorisierung der Menschen, so dass nur Leute sich treffen sollen, die zueinander passen.

Sie haben Erfolg, bis die Laienanthropologie sich der negativen Eigenschaften der Menschen annimmt. Es folgt ein Tiefpunkt, Reinigung und Klärung von Beziehungen und dann die geniale Idee, die zum Glück führt.

Das Gros der Darsteller in der Gruppe der späten 20er, frühen 30er, spielt mit viel Elan und Lust auf, als ob sie eine neue Lockerheit ins deutsche Kino bringen wollen. Der Film wirkt wie ein unfreiwilliges Selfie dieser Startup-Internet-Dating-Generation und vielleicht wird man ihn in Jahrzehnten amüsiert zur Kennntis nehmen, wie und in welcher Stimmung die deutsche Jugend 100 Jahre nach der Erschießung Kurt Eisners sich sah; vielleicht so, wie wir heute die Jugend von vor 20 oder 30 Jahren über die Langnese-Eis-Werbung betrachten.

Der Film wirkt durch viele Lichtaufheller immer leicht irreal und abgehoben von der Realität. Richtig klar komme ich allerdings nicht mit dem, was David Dietl mit seinen Film will. Ein anthropologischer Attribut-Film, der versucht, Menschen in Kategorien einzuteilen und mit Allgemeinweisheiten anzureichern, „manchmal muss man einsehen, wenn etwas vorbei ist“.