Wie gut ist deine Beziehung?

Mücke dreht auf.

Das ist der Film von Friedrich Mücke und Julia Koschitz. In diese Richtung kann überzeugende deutsche Komödienschauspielerei gehen.

Mücke legt als Steve vor und Julia Koschitz hält kongenial dagegen (und der Rest des Ensembles lässt sich auch nicht lumpen, wird angestachelt durch die beiden). Das wird bewusst gefördert von Drehbuchautor und Regisseur Ralf Westhoff (Shoppen, Wir sind die Neuen, Der letzte schöne Herbsttag).

Mücke und Koschitz sind das Paar Steve und Carola. Näher beim Midlife und der entsprechenden Crisis als bei der Jugend. Sie sind nicht verheiratet, aber seit einigen Jahren zusammen. Er ist Softwareentwickler in einem trendigen Laden. Sie kümmert sich um Nachhaltigkeit.

Arbeitskollege Bob (Bastian Reiber) von Steve ist eben von seiner Freundin verlassen worden. Sie wurde ihm von Harald (Michael Wittenborn) weggeschnappt, weil dieser ihre „Schwingungen“ gespürt hat, die Bob ganz offenbar verborgen geblieben sind.

Bob will, dass Steve ihm verstehen hilft. Er soll Harald anonym kennenlernen und herausfinden, was der hat, was ihm abgeht. Das löst eine weitere Kettenreaktion aus, die dazu führt, dass Steve Carola testen möchte. Da sind gute Ansätze von Komödienmechanik dabei. Denn diese Absichten haben ungeahnte Folgen und führen zu neuen Aktionen, aber auch zu Misstrauen und Brüchen.

Eine Nebenhandlung im Büro von Steve sind die Berater, die die Firma umkrempeln wollen. Sie klauen Mücke sein Passwort. Ein Vorgang, der auch das Verhältnis zu Carola belasten wird. Aber der ist schon recht kompliziert gebaut.

Prinzipiell versucht Westhoff von der Beobachtung der Realität dieses gut eingerichteten Teils seiner Generation auszugehen, versucht, auf den Menschen zu schauen und nicht einen typisch deutschen Themenfilm mit erfundenen Menschen zu machen.

Hier hat das Fernsehen mitproduziert (ARD und Degeto). Wie weit die Westhoff dreingeredet haben, kann ich nicht beurteilen. Der Film ist 110 Minuten lang. Seine Schwäche ist das Drehbuch. Es gibt Ansätze von Komödienmechanik; wenn die durchdachter und konsequenter ausgearbeitet worden wären, so hätte so etwas, wie das Fallen einer Reihe von Dominosteinen passieren können, so dass der Zuschauer aus dem Staunen nicht herauskommt.

Aber es scheint, dass es darum ging, möglichst schnell zu drehen, weil Drehbucharbeit mühsam ist, das Eruieren von Folgen der Handlungen aufgrund der Charaktere und ihrer Konflikte oder Widersprüchlichkeit.

Bei einem nächsten Film sollte Westhoff versuchen, den Stoff in 90 Minuten zu erzählen, der Nebenhandlung nicht so viel Gewicht zu verleihen, sich wirklich auf das Problem seine Protagonistenpaares zu konzentrieren.

So wie er das Paar vorstellt, funktioniert das nicht so richtig, so bleibt es Papier. Es wird vorgestellt, indem Carola an ihrem Haar rumschnippelt und gleich die erste Frage von Mücke ist ein ganz schlimmer Drehbuchpatzer, er fragt, was sie denn da mache („Was machst Du denn da?“). Und dann reden sie über Veränderung und wie wichtig solche doch sei.

So wird allenfalls ein Themenfilm eingeleitet, nie aber eine Komödie. Dieser Themenfaden wird erst am Schluss reflektiv aufgenommen und behelfsweise versucht, den Sack zuzuschnüren. Hierbei werden eklatante Drehbuchmängel sichtbar.

Denn hier im Film gelangt das Thema erst durch Bob in den Film und es dauert, bis Steve über seine eigene Beziehung nachzudenken anfängt. Es wäre wohl spannender, wenn die beiden so tun, als seien sie ein Paar ohne Probleme, gleich zu Beginn, sich über einen Fall wie Bob unterhalten und sich auch amüsieren aus hoher Warte der Unbetroffenheit heraus und wie dann der Schicksalsgott Drehbuchautor ganz gemein anfangen kann zurückzuschlagen.

Hier aber wird spreitzbeinig erst Steves mögliche Anfälligkeit für Verletzungen am breit ausgetretenen Beispiel des Passwortklaues bekannt gegeben, ohne direkten Bezug zu Carola. Das sind Dominosteine, die nicht fallen können, weil der Abstand zu groß ist.

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