Vice – Der zweite Mann

Herzspende ist shitty.

„A little piece of shit“ wird der Protagonist dieses Spielfilmes nach einem Stück aus der amerikanischen Geschichte – keinem ruhmreichen – genannt.

Es ist Dick Cheney und er kommt als ganz großer Sch…haufen rüber. Er wirkt in der keine Abgründe suchenden Darstellung von Christian Bale nur noch schlimmer. Was der alles mitzuverantworten hat, man könnte sich aufregen, die Tausenden von Toten in Afghanistan, dann im Irak, auch eigene Soldaten, Tausende; Tote, Gefolterte, Krüppel, Waisen, kaputte Familien.

Was sich im Film von Adam McKay in quasi harmlos anmutender Illustration eines Fotoalbumes aus dem Leben dieses Mannes, der bis heute für keines seiner Verbrechen zur Rechenschaft gezogen worden ist, ausbreitet – dagegen würde man sich fast glücklich nennen mit eine Präsidenten Trump, der bis jetzt noch keinen Krieg angefangen hat und nicht Weltpolizist spielen will.

Ungeheurlich auch, dass viele Kompetenzen, die sich Dick Cheney als Vizepräsident unter dem Begriff der „Unitary Executive“ unter den Nagel gerissen hat, bis heute ihre Gültigkeit behalten haben.

Weil das alles so ekelerregend und verabscheuungswürdig und kaum zu glauben ist – manchmal zeigt McKay den direkten Zusammenhang zwischen einen Beschluss im Weißen Haus und der blutigen Wirkung Tausende von Kilometern entfernt, sei es in Vietnam, in Afghanistan oder im Irak -, erlaubt er sich erzählerische Kunstgriffe, die mehr wie hilflose Versuche wirken, das Unfassliche fassbar zu machen.

Er lässt die Geschichte von dem Mann erzählen, der sein Herz dem schwer kranken Cheney spendet oder er lässt sich von der Fliegenfischerei verzaubern, zeigt Cheney öfters beim Fliegenfischen, zeigt immer wieder die Angel und gönnt den „Fliegen“ im Abspann eine eigene kleine Ausstellung von der Vielfalt bunter Federn und den blutigen Haken dran.

Das reicht als Gegengewicht nicht aus, um die menschliche Verkommenheit einer solchen Politikerfigur auch nur annähernd auszubalancieren.

Wobei auch Amy Adams als seine Frau Lynne zwar Anerkennung für ihre schauspielerische Leistung zu ernten vermag, aber die Figur bleibt doch rätselhaft, wie kann man ein Leben lang zu so einem Kotzbrocken halten.

Zu denken geben sollte auch im Hinblick auf die amerikanische Geschichte, dass sowohl George W. Bush als auch Cheney in der Jugend lange Saufphasen hatten. Vielleicht als Warnung zu lesen.

Ein wenig soll die Beziehung des Ehepaares romantisiert werden, wie er einen Entschluss mit ganz besonders brutalen Folgen für die Weltgeschichte fällen sollte, als Vicepräsident von Bush Junior in den Wahlkampf einzusteigen: den Disput versucht sich das Ehepaar im Ehebett mit dem gegenseitigen Zitieren von Shakespeare-Versen zu versüßen und im Anschluss gibt es eine Cheney-Zähneputzszene die als kabarettistische Übersprungshandlung eingefügt ist.

Der Spielfilm erhält historische Erdung mit Archivauftritten von Präsidenten wie Nixon, Reagen, Bush Senior, Bush Junior, Obama, sowie News-Material von den völkerrechtswidrigen Einsätzen in Vietnam, im Irak und in Afghanistan.

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