Sweethearts

Im Würgegriff.

Das Drehen im deutschen, subventionierten Kino (und im von ihm kaum zu unterscheidenden Zwangsgebührenfernsehen) muss öde sein, dass deren Stars zu Ausbruchsversuchen wie diesem Film greifen, um Dinge mal anders zu machen, um mal hüpfen zu können, schreien, winseln, Panickattacken zu spielen, als Frau harte Töne anschlagen, Sex in einem Motel mit einem gefesselten Mann haben, den Boden unter den Füssen verlieren, weinen, hoppeln, quäken, auf Leute schießen, sie anschießen, viele (Übersprungs-?)Witze und Scherze machen, beim Juwelenüberfall noch den Kontakt zum Kleinkind halten, das Geiselgefühl zelebrieren.

Karoline Herfurth, die mit Monika Fäßler auch das Drehbuch geschrieben hat, führt Regie und spielt selbstredend die größte Rolle, selbstredend immer perfekt geschminkt und gönnt sich zwei Haarschnitte. Sie ist die arme Frau, die an Panikattacken leidet, geschunden, gestoßen und gedrückt wird, die sich eine Auszeit von der Arbeit nehmen soll.

Kaum der Firma verwiesen, gerät sie in Geiselhaft einer verfolgten Juwelendiebin (Hannah Herzsprung als taffes Mädel). Auch ein Polizist (Frederick Lau) gerät plötzlich in diese Geiselhaft. So zieht sich ein Stück weit eine Zwangsménage à Trois durch den Film.

Sie spielen das gern und gut, alle die da mittun. Das Problem ist wieder einmal das Buch. Das gibt vielleicht einen Einblick in den Filmhorizont von Karoline Herfurth, der eher am Fernsehen als an wirklichem Kino orientiert scheint.

Die Akteure spielen sich durch extrem ausgelutschte TV-Krimiszenen. Wer den Count-Down auf der Autobahn mit Heli, fliehendem Krankenwagen und viel Polizei mit der exakt selben Situation in Clint Eastwoods The Mule vergleicht, kommt zur Erkenntnis, hier haben die Deutschen noch viel Elementares am Inszenieren zu lernen, bei der Gewichtung der Vorgänge, der Beschränkung der Dialoge auf das Wesentliche; hier werden elementare Defizite des Erzählens evident.

Immerhin haben die Schauspieler neues Material fürs Showreel, denn Karoline Herfurth ist kollegial und gibt den Mitspielern ihre Chancen. Nur schöner als sie darf keine der Frauen sein, keine darf ein so perfektes Make-up haben wie sie.

Merke: gerade das Krimigenre ist eines, erst recht, wenn es komödiantisch angegangen werden soll, das vor allem eines verlangt: Handwerk, Handwerk, Handwerk in Buch, Timing, Inszenierung.

Aus welchem Würgegriff sich Karoline Herfurth mit diesem Film befreien will? Oder ist es die Sehnsucht nach Opfertüdelei, weil sie sich nicht in jenem Starstatus sieht, den sich für sich für angemessen hält?

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