Aufruf zum Gabriel Filmtheater

Aktuell sind die Bayern dabei, fleißig wie die Bienen, die Bienen zu retten. Da sollte es ihnen doch möglich sein, auch ein Kino zu retten.

Das hat folgende Bewandtnis. Seit Jahren kickt ein wild gewordener Immobilienkapitalismus in München ein Kino nach dem anderen ins Aus; die sind betriebswirtschaftlich nicht mehr sinnvoll zu betreiben. Zuletzt betraf es das Eldorado an der Sonnenstraße. Vorher schon Tivoli, Film-Casino, Odyssee und Atlantis. Das Feuilleton beschränkt sich jeweilen auf gediegene Nachrufe, denn Nachrufe vermitteln so ein wohliges Gefühl von Unglücksmelancholie (fatalistisch). Auf Aufrufe, etwas zu unternehmen, verzichten die Zeitungen. Anlässlich der Berlinale wird jetzt aber allerorten laut verkündet, das Kino sei Kulturgut, sei ein Kulturort. Das sagte die Kulturstaatsministerin Monika Grütters, das sagte jetzt eben beim Empfang des FFF in der Berliner Niederlassung der Bayerischen Staatsregierung die Bayerische Digitalministerin Judith Gerlach. Nur, was soll Kino als ein Kulturgut, wenn es keine Räume mehr gibt, die Filme abzuspielen?

Dieser Aufruf zielt nun auf das Gabriel Filmtheater München an der Dachauerstraße. Die Zeitungen haben groß berichtet, dass es zum Verkauf stehe. Das Gabriel ist, wie es heißt, das am längsten durchgehend bespielte Filmtheater der Welt. Der überwiegende Teil der Pressevorführungen findet hier statt (besonders für Medienvertreter von außerhalb ist es durch die Nähe zum Bahnhof unkompliziert und schnell erreichbar). Es hat ein ansprechendes Programm fürs Publikum aus Blockbustern und Arthouse-Filmen (auch viele Filmleute lieben das Kino). Aktuell zeigt es The Mule, Glass und The Prodigy. Es ist ein Münchner Ort an einer Meile der Maxvorstadt, die immer mehr vom internationalen Tourismus in Beschlag genommen wird und statt des Kinos dürfte dort bald ein weiteres Hotel entstehen (oder ein Drogeriemarkt wie beim ehemaligen Eldorado).

Thomas Maiwald, der Betreiber von Moviewolf, hat nun eine Petition gestartet. Wäre super, wenn die/der eine oder andere diese noch unterzeichnen täte, um dem scheinbar schicksalshaften Vorgang wenigstens Diskussionsrelevanz zu verschaffen.