Can You Ever Forgive Me?

Lee Israel war eine amerikanische Autorin, die für ihre Fälschung von Briefen berühmter Autoren und Autorinnen bekannt wurde.

In einem Buch mit dem Titel „Can You Ever Forgive Me?“ legt sie ihre Beichte ab. Melissa McCarthy sieht darin die Chance für eine Rolle, die zwar böse, aber eben auch empathieheischend ist.

In der Regie von Marielle Heller (The Diary of a Teenage-Girl) und nach dem Drehbuch von Nicole Holofcener und Jeff Whitty nach Lee Israels Autobiographie erzählt der Film jenen Ausschnitt aus dem Leben von Lee, der zur Fälscherei führte, wie diese vorerst von überraschendem Erfolg gekrönt ist und wie der ganze Schwindel auffliegt und sie sich vor Gericht reuig zeigt und dann noch ein paar Drüberstreuszenen.

Die Geschichte wird so erzählt, dass der Zuschauer selbstverständlich auf der Seite der todernst spielenden Melissa McCarthy ist. Sie spielt das auch überzeugend, wie sie von der Branche schlecht behandelt wird. Sie hatte einige erfolgreiche Bücher geschrieben. Aber für ihr neues Projekt will ihre Agentin keinen Vorschuss rausrücken.

Die Literaturbranche ist rücksichtslos. Lee gerät in wirtschaftliche Schwierigkeiten. Bei einer ihrer Recherchen zum neuen Buch fällt ihr daraus ein Originalbrief der Autorin in die Hände. Den will sie in einem Antiquariat – davon werden noch viele im Film mit überzeugend besetzten Händlerinnen und Händlern vorkommen – verscherbeln. Aber die Händlerin meint, der Brief sei zu belanglos.

Zufälligerweise hat Lee zuhause eine Schreibmaschine des Typs, in welchem der Autorinnenbrief geschrieben ist. Es macht Klick im Autorinnen- und ebenfalls im Zuschauerhirn, wie sie den Brief in die Maschine spannt – und noch zwei Sätze dazu erfindet. Das kommt an, spült Geld in die Kasse.

Andererseits ist Lee alkoholabhängig. Das verschafft ihr in der Kneipe „Bei Julius“ die Bekanntschaft mit der gescheiterten Künstlernatur Jack Hock (Richard E. Grant), einem Aufschneider. Der wird ihre einzige soziale Beziehung sein. Sonst hat sie noch eine Katze.

Später taucht eine frühere Freundin von ihr auf. Zur ersten Buchhändlerin entspinnt sich ein Ansatz von Freundschaft, bleibt aber dabei stehen.

Melissa McCarthy nimmt diese Rolle sehr ernst und sie will es ganz genau machen. So dass mit der Zeit auch im Film ein Gefühl von Fälscherroutine entsteht, noch ein neuer Händler, noch ein neuer Brief eines bekannten Literaten – im Nacherfinden hat sie Talent.

Wie das FBI vor ihr warnt, kann sie das Geschäft noch eine Weile mit ihrem Freund Jack weiterbetreiben – denn solche Briefe sind gesucht. Die Sammler allerdings, die gute Summen dafür auf den Tisch zu legen bereit sind, die lernen wir nicht kennen.

Das Problem scheint mir die Ernsthaftigkeit und Seriosität in der Haltung der Filmemacher; dadurch wird die Betrügerchose bierernst und auch die Geschichte läuft einfach geradeaus, wie eine Straßenbahn von Haltestelle zu Haltestelle, von Antiquar zu Antiquar.

Als ob Melissa McCarthy zu sehr im eigenen Rollensaft schmort. Es scheint ihr Bemühen, bei der abgebrühten Durchtriebenheit noch die Publikumssympathie zu behalten, zu durchscheinend. Es fehlen Pfiff und Charme, die die Gaunerkomödie erträglich machen würde. Das ist vielleicht primär ein Problem der Drehbuchbearbeitung, die sich möglicherweise zu penibel an die Vorlage hält, die sich zu wenig Freiheiten nimmt, die für die Kinoleinwand unabdingbar sind. So trottet der Film in einem absehbaren Trab daher und wirkt betulich hausbacken.

Einen Dokumentarfilm über einen berühmten Fälscher gibt es aus Deutschland: Beltracchi – Die Kunst der Fälschung. In diesem sind dieses Need zur Fälschung und der Pep dazu drin.

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