Verhunzt und verhackstückt.
Einen dokumentarischen Mampf-Ansatz aus Promi-Absonderungen, aus historischem Quasselmaterial, aus zugeschwätzten Filmausschnitten von Valentin, aus Gebastele mit Filmprojektionen auf Münchner Häuser, aus wenig nachvollziehbaren Drohnenflügen, aus amtsmüder Sprecherstimme, aus Kabarettisten, die aus Valentins Büchern zu lesen versuchen, aus Schauspielernachwuchs unter Verwirrleitung eines schwatzhaften Dozenten mutet uns der BR unter Zwangsgebührentreuhänder Armin Kratzert und Mixed-Pickles-Buch und Regie von Andreas Ammer zu.
Schon klar, um Valentin ist nicht herumzukommen. Aber sonderbetreutes Valentinschauen brauchen wir grad gar nicht, erst recht nicht, wenn er so zerfetzt und zugekleistert wird. Jedem Münchner seinen Valentin. Kein Show- und Fernseh-Promi oder sonstwie Fachmann bleibt davon unbeleckt, und wenn es bei Senta Berger ihre Schwiegermutter ist, die Liesl Karstadt sehr gut kannte (eine Information, die jeden Zwangsgebührencent wert ist und die Valentinforschung revolutioniert; diese muss dringend um ein Kapitel „Senta Bergers Schwiegermutter kannte Liesl Karlstadt“ erweitert werden, denn von dieser, Doris Kiesow, wird kolportiert, ihre Komik sei eher unfreiwilliger Natur gewesen). So lebt Karl Valentin fort, wie Christian Springer am Schluss gerührt meint. Springer erzählt eine Anekdote, wie Valentin die Bühnengefahr in der Nazizeit darstellt: er und die Liesl kommen unterm Vorhang auf allen Vieren hervorgekrochen. Sie fragen sich, warum sie nicht aufstehen. Es sei viel zu glatt, befinden sie.
Für den BR ist „die große Frage, ob Karl Valentin lustig war“. Dass der BR nicht lustig ist, das verbürgt er mit dieser Sendung zweifellos. Aber was sie mehr sein soll als müder Kuddelduddelmuddeldu aus Promistatements mit langem Bart – das kann uns der BR nicht plausibel machen.
Nach Karl-Valentin-Logik wäre das Problem mit der Rundfunkfinanzierung mittels Zwangsgebühr ganz einfach zu lösen: ausgehend vom Theaterzwang, der dazu führt, dass es für jeden Zuschauer ein Theater braucht, könnte es ja den Rundfunkzwang geben, indem jeder Zwangsbeitragszahler für 17.50 Euro pro Monat sich seinen eigenen Rundfunk bastelt. Dann bliebe uns solch saublöder, elendiglicher Batz wie diese Sendung über Karl Valentin erspart. Dann würde in meinem Rundfunk nur noch Karl Valentin pur laufen und nicht so versaubeutelt wie hier.
Auch diese Sendung ist ein einwandfreier Beleg für Einsparpotential beim BR, so dass dessen Chef Wilhelm (jawohl, der mit dem Kanzlerinnengehalt!) nicht noch dreist und unverschämt nach Zwangsgebührenerhöhung schreien muss.
Und wer hätte das gedacht, dass Karl Valentin am Anfang, als er angefangen hat, noch überhaupt nicht bekannt war. Um das zu erfahren, muss man erst mal zünftig Zwangsgebührengelder blechen oder für den bedeutenden Satz „Fern von München steht man bisweilen etwas ratlos vor den Relikten einer Künstlerexistenz aus einer fernen Zeit und einem fernen Raum.“
Rote Karte des Zwangsgebührenzahlers!