Die Geheimnisse des schönen Leo

Subjektives aus der alten Bundesrepublik.

Jahrgang 1919, eingesetzt im 2. Weltkrieg in Leutnantposition, taucht der schöne Leo Wagner aus Günzburg in der aus den Trümmern des Nazireiches sich erhebenden Bonner Repulik auf.

Leo ist ein exzellenter Netzwerker, auch im Zwielichtigen, parlamentarischer Geschäftsführer der CSU-Fraktion (1963 – 1975), nahe an Strauß, mit diesem Mitbegründer der CSU. Ein Lebemann, der tagsüber Politik und nachher Nachtleben macht und in diskreten Bars wie dem „Chez nous“ Tausende von Mark liegen lässt. Während die hübsche Gattin in Günzburg Wohnung und Kinder hütet.

Geldschulden häufen sich. Dadurch Verführbarkeit durch Geldquellen jeglicher Art. 1972 fehlen beim konstruktiven Misstrauensvotum gegen Willy Brandt zwei Stimmen aus der CDU/CSU-Fraktion.

In diesem Film wird der Beweis erbracht, dass 50′ 000 Stasi-Mark den schönen Leo zur Stimmenthaltung verführten. Das ward lange nicht vermutet und dann bestritten. Jetzt finden die Recherchen von Benedikt Schwarzer den Beweis in den Stasi-Unterlagen.

Benedikt Schwarzer ist der Filmemacher und war bis zu Beginn der Arbeit am Film auch offiziell ein leiblicher Enkel des schönen Leo. Seine Mutter Ruth war die Tochter. Allerdings ergeben sich im Laufe der Nachforschungen Erkenntnisse, die diese Gewissheiten in Frage stellen und dem Film einen Drall geben ganz schön weg vom vorgeblichen Protagonisten, dem in fernen Bonn agierenden und längst verstorbenen Politiker des Wirtschaftswunders Deutschland.

Immerhin bietet sich so die Gelegenheit, interessantes Archivmaterial aus jener Zeit in den Film zu verweben, wobei meist ungewiss bleibt, wo es genau herkommt, ob privat gemacht oder ob als Feature fürs Fernsehen, zB wenn Leo mit zwei Leuten ewige lang in einem Auto fährt.

Verwunderlich ist immerhin, wie schon so kurz nach dem Krieg korruptes Politikerverhalten offenbar ganz normal war. Es kam dann mit deutlicher Verspätung zwar endlich zum Skandal um den schönen Leo und irgendwann hat er auch seine Ämter verloren, dann verschwindet er im Dunkeln, er sei mit seiner Geliebten irgendwohin gezogen. Auch über seinen familiären Background, seine Bildung ist im Film nichts zu erfahren. Und – noch erstaunlicher – obwohl das alles Jahrzehnte her ist, wollen nicht alle Zeugen, die der Filmemacher ausfindig macht, erkennbar im Film erscheinen, wenn sie erzählen. Wirken da Gespinste und Seilschaften fort?

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