Adam und Evelyn

Rudimentäre filmkünstlerische Ansätze.

Hier sind rudimentäre filmkünstlerische Ansätze zu betrachten. Mehr Wollen denn Können, mehr Bemühung denn Souveränität.

Regisseur Andreas Goldstein hat das Drehbuch mit seiner Kamerafrau (die auch den Schnitt besorgte) das Drehbuch nach dem Roman von Ingo Schulze geschrieben. Es ist dies eine Knapp-vor-der-Wende-Geschichte.

Es ist die Geschichte vom Schneider Adam und der Kellnerlehrfachkraft Evelyn. Nachdem in der Tschechoslowakei viele DDR-Flüchtlinge in der deutschen Botschaft Zuflucht gefunden haben und die Öffnung der Grenzen in der Luft liegt, planen die beiden spontan eine Urlaubsreise in Richtung Bratislava mit einem blitzblankblauen DDR-Auto. Sie quartieren sich bei Leuten ein, die sie von früher kennen und fahren spontan nach Österreich.

Der Film macht von dort noch einen Sprung nach Hamburg zu den Amtsformalitäten von Evelyn, die rückwirkend versuchen, einige bislang vorenthaltene Infos in den Film zu tragen.

Die Geschichte des Zusammenbruchs der DDR wird immer wieder, zu üppig dosiert, über das Radio oder das Fernsehen aus dem Off eingeblendet.

Adam schneidert Kleider für Frauen und fotografiert sie. Die Kunstbemühung der Macher zeigt sich nicht nur darin, dass die Kamerafrau der Kamera größtmögliche Statik verordnet, meist in der Halbnahen, sie zeigt sich vom Filmanfang an, der lange ein Schwarzbild ist und die Konzentration auf die Tonspur lenkt. Dass es sich um idyllische Landatmosphäre handelt, lässt Vogelgezwitscher erahnen.

Die zeitliche Einordnung kommt da schon aus dem Radio, bis endlich die Datsche auf dem Land sichtbar wird mit ausgewählten Naturimpressionen und das Schildkrötenmotiv, das überstrapaziert wird, hat auch seinen ersten Auftritt.

Auf Kunstbemühung lässt auch die erste Szene mit minimaler Handlung schließen. Ein schwarz-weiß Foto ist im Entwicklungsbad und allmählich wird eine nackte Frau erkennbar. Passend dazu ruft eine Frauenstimme: Adam. Aber das legt bereits eine falsche Fährte, lässt vermuten, dass Adam ein Fotograf ist. Er kommt beim Entwickeln ins Bild und ist ein interessanter Typ, dem man gerne zuschaut, so konzentriert er ist (Florian Teichtmeister).

Mit den Frauen wird es schnell kompliziert, zum Teil ähneln sie sich zu sehr. Er hat mit vielen zu tun, lässt sich bei der Kleideranprobe verführen, aber das sei ja nichts, redet er sich raus. Es gibt Knatsch zwischen ihm und Evelyn (das müsste Anne Kanis sein, aber die Info aus IMDb ist hundslausig).

Die Kunstbemühung des Filmes wird vor allem an zwei Dingen angenehm wie ebenso unangenehm deutlich, in der Dialogregie und in den Dialogen laut Drehbuch.

Die Dialogregie lässt nicht ausschließen, dass der Regisseur sich mit dem Regieführen von Fassbinder (oder dessen Vorbilder) beschäftigt hat: dieses tonlose Geradeaussprechen ohne jede Emotion, das kann Inhalte prima transportieren und lässt die Schauspieler auch als Textreproduzenten gut zur Geltung kommen, so dass sie auf emotionale Mimik verzichten können.

Gerade diese Qualität lässt jedoch drastisch die Minderqualität des Drehbuches zur Geltung kommen; es ist der Mangel jeglicher literarischer Qualität der Texte, der Mangel an Studium der Figuren und was für Sätze sie charakterisieren und somit Interesse erwecken könnten.

So bleiben sie doppelt blass: mit ihren Texten sagen sie nichts über sich aus, werden aber gleichzeitig ihrer darstellerischen Emotionalität beraubt. Insofern ist die Kunstbemühung umensunscht – oder glaubt irgendwer, dass der Film die Menschen ins Kino lockt? So jemand soll mir sagen, wieso.

Dialogbeispiele: Wenn Dir die Beeren schmecken, kannst ne ganze Kiste haben. Da ist Mona. // Ich dachte, Ihr seid beim Baden. Viel Spaß! Viel Spaß? Davon geht er aus, dass wir ihn haben sollten. Dass wir ihn haben. // Ich steh schon auf eigenen Füßen. Du hast schöne Füße. Charmeur. Gehen wir schwimmen? Der Charmeur wird Dich sicher begleiten.

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