Manou, der Mauersegler

Ein deutscher Animationsfilm, entwickelt für den Weltmarkt der Kinderfilme, der da durchaus seine Chance haben dürfte.

Das Bildwerk ist dicht – es gibt wohl auch eine Fassung in 3D – in der Regie von Christian Haas und Andrea Block, die beide bei IMDb beachtliche Credits bei den „Visual Effects“ haben, was sich als ein wichtiges Pfund für den Film erweist.

Beim Drehbuch wurden die beiden Regisseure unterstützt von Axel Melzener, der bei IMDb als Autor bei einigen Kurz- und Fernsehfilmen auftaucht.

Die Geschichte ist einfach, aber sie betrifft ein grundsätzliches Identitätsproblem. Manou ist ein Mauersegler, der aus dem Nest gefallen ist und von einem Seemöwenpaar, bei dem es mit dem Nachwuchs hapert, ersatzweise aufgezogen wird.

Die Anwesenheit von Manou hat offenbar das Elterngen der beiden aktiviert und sofort gibt es noch ein Ei. Aus diesem entschlüpft Luke, der Halbbruder von Manou. Die Verkürzungen innerhalb der Erzählungen zeigen sich darin, dass frischgeschlüpfte Vögel schon nach zwei Sekunden als erstes „Mama“ sagen. Und gleich darauf auch schon „Papa“.

Solche Verkürzungen oder Abkürzungen sind ein Hinweis darauf, dass der Film für die ganz Kleinen gedacht ist, die noch kaum in Zusammenhängen von Handlungen, deren Logik und Folgen denken. Trotzdem wird ihnen Lebensproblematik nicht vorenthalten. Aber nichts wird en Detail ausgeschlachtet. Brutalitäten, die das Leben mit sich bringt – wenn die Mauersegler um die von den Ratten gestohlenen Eier kämpfen -, werden unblutig genau so verkürzt gezeigt, slapstickhaft.

Das Identitätsproblem wird virulent beim Besuch der Flugschule. Da ist Manou der einzige Mauersegler unter lauter Möwen. Gemobbt wird er deswegen nicht. Er hat aufgrund seines anderen Konstruktionsplanes technische Probleme, die ihn ins Wasser abstürzen lassen.

Das Identitätsproblem stellt sich auch, wie die Möwen sich zu ihrem Flug entschließen. Dafür ist Manou nicht geeignet. Auch seine Flugkünste sehen anders aus, direkt lustig, wenn er versucht als Möwe zu fliegen.

Eine Solidaritätsthese findet sich auch in dem Film. Solidarität unter den Vögeln. Diese wird nötig beim Kampf gegen die Ratten als Eierdiebe und besonders in dem Moment, wo klar wird, dass die Möwen in einen Sturm hineingeraten werden; dabei haben Mauersegler die besseren Auseinandersetzungsstrategien und die besseren Sensoren und helfen so den Möwen.

Der Sturm selbst ist ein Fest für die Animateure. Die Orchestermusik schwelgt ebenfalls darin mit einem Volumen in der Art eines gewaltigen Chorales.

Es gibt auch eine komische Figur in dem Film. Das ist der Truthahn Percy. Der spricht in der deutschen (fürs Ohr weniger attraktiven, provinzielleren) Variante ein Truthahnschwäbisch, vermutlich als Verneigung vor dem Sponsor Stadtsparkaße Waiblingen. Der kann sich rechtzeitig vorm Metzger in der Stadt befreien. Der ist deshalb auch von der Solidarität unter den Vögeln überzeugt, die ihm helfen. Er watschelt durch die Szenerie mit einer durchgetrennten Fußkette, die noch um einen seiner Sporne befestigt ist.

Die englische Sprecherspur mit Stimmen von Weltstars wie Kate Winslet und Willem Dafoe bestätigt den künstlerischen Anspruch des Filmes.

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