Gernstl unterwegs: Im Gäuboden und im Bayerischen Wald (Freitag, 28. Dezember 2018, 18.45 Uhr)

Lau dümpelt

Gernstl und sein mitverantwortliches Team HP Fischer und Stefan Ravash im abgestandenen Fahrwasser früherer Erfolge durch Niederbayern (Gäuboden) und den Bayerischen Wald. Mal legt Gernstl das Casting seiner Protagonisten offen, meist nicht. Es bleibt intransparent, warum er minutenlang Werbung für einen Hutladen in Straubing macht oder für einen blinden Schnitzer, noch kann er es sich verklemmen, sich eine schöne Brotzeit servieren zu lassen, auch hier legt er nicht offen, ob das ein Geschenk ist, oder ob der BR etwas an die Unkosten dafür bezahlt und bei Minute 25 findet Gernstl auch noch Zeit für ein garantiert nicht zufälliges VW-Logo-Placement (und falls es dem Kameramann ‚passiert‘ ist, so hätte es spätestens dem Schnittregisseur, Gernstl-Sohn Jonas, auffallen müssen). Für die Gernstl-Firma Megaherz wird sich das sicher in der einen oder anderen Weise in Form von Vergünstigungen auszahlen. Die Autoindustrie ist ja nicht blöd; die weiß solch diskret gesetzte Werbung durchaus zu schätzen.

Junge Zuschauer dürften mit so einer Sendung kaum zu gewinnen sein; vom schwindenden Teil der wegsterbenden Restzuschauer der Öffentlich-Rechtlichen dürften die alten Fans sich noch einschalten, was Redakteur Ulrich Gambke dann sicher als großen Erfolg herausstellen wird und von Gernstl wird er bestimmt zu einem prächtigen Essen eingeladen werden, so eine Vermutung könnte sich aufdrängen.

Falls sich Gernstl ernsthaft für bayerisches Leben interessiert, sollte er Haushalte recherchieren, denen die Bezahlung des Zwangsgeldes zur Finanzierung des öffentlich-rechtlichen Rundfunkes schwer fällt, zB die Frau, deren Rente so bescheiden ist, dass sie sich die Zeitung nicht mehr leisten kann, obwohl sie Zeitungsleserin und nicht Rundfunkteilnehmerin ist (darüber ist in den Zeitungen berichtet worden, dürfte Gernstl also nicht entgangen sein).

Solange der öffentlich-rechtliche Rundfunk mit Haushaltszwangsgeld finanziert wird, sollte er allen Künstlern und Trachtenschneidern und Bildhauern und Hutverkäufern die gleichen Chancen und Sendezeiten einräumen und dürfte nicht mehr sich auf wie auch immer geartete Bevorzugerei beschränken.

Gernstl behandelt das selbstgestelllte Thema mau. Er nutzt es lediglich als Skelett für die Werbeprodukte. Er insistiert nicht darauf, was denn nun das Bayerische sei. Ist es inzwischen das, sich für eine Gernstl-Sendung im Sinne einer PR-Sendung zu bewerben?

Der Anfang mit dem Potpourri aus den Auslandsreisen ist billig und wenig zielführend, ist Selbstbebauchpinselung.

Statt von seinen Redaktionen pfiffigere Formate, die nicht so beliebig und lustlos über Bayern berichten, zu fordern, verlegt sich der Intendant des BR, Ulrich Wilhelm (jawohl, der mit dem Kanzlerinnengehalt!), lieber darauf, die Länder, die im Frühjahr über die Höhe der Zwangsgebühr zu entscheiden haben, mit der Drohung zu erpressen, wenn es die geforderte Erhöhung nicht gebe, dann werde die ARD Verfassungsklage erheben. „Dies würde freilich eine jahrelange Hängepartie bedeuten. In dieser Zeit könnte nicht ordnungsgemäß gearbeitet werden.“, habe er der Deutschen Presseagentur in München gesagt – also wenn das keine Erpressung ist. Statt dass er den kraft- und energievollen, findigen Unternehmer herauskehrt und sagt, wenn’s weniger Geld gibt, dann machen wir erst recht erstklassiges Programm. So aber: dümpelig und armselig.

Keine Zwangsgebührenerhöhung für solch laue Ware!

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