Eine ganz wunderschön gradlinig und klar erzählte Hausangestellte-Märchenprinz-Romanze aus Indien.
Der Märchenprinz ist kein Prinz, sondern der Sohn eines superreichen Immobilienunternehmers in Bombay. Er wohnt in einer dieser exklusiven und sauteuren Wohnhochhäuser mit Portier. Es ist Ashwin (Vivek Gomber), den man für einen ganz gewöhnlichen Mann halten könnte, überhaupt nicht auffallend, wenn man nicht wüsste, dass er so reich wäre.
Das Dienstmädchen ist Ratna (Tillotama Shome). Sie besorgt den Haushalt, serviert ihrem Herrn Tee und Essen, geht einkaufen.
Rohena Gera, die für Buch und Regie steht, zeigt in ihrem Film elektrisierend, welche Intimität durch ein solches Arbeitsverhältnis zwischen zwei Personen entsteht. Ratna hat ein kleines Kämmerlein in der Superwohnung. Sie macht auch das Bett des Herrn.
Im Eingangsbereich berühren sich die Klassenunterschiede schier beim Verlassen oder Betreten der Wohnung. Und doch ist da diese unüberwindliche Distanz.
So wie das Verhältnis geschildert wird, die beiden Darsteller spielen das hervorragend, kann man sich nicht vorstellen, dass zwischen den beiden eine Beziehung entsteht. Allerdings wären beide rein theoretisch frei. Denn Ashwin hat gerade seine bevorstehende Hochzeit platzen lassen.
Ratna hingegen ist Witwe. Das bedeutet in Indien, auf dem Lande, wo sie herkommt, so viel wie tot zu sein. In der Stadt aber kann sie etwas Geld verdienen und für ihr Kind nach Hause schicken. Mehr noch, sie träumt von größerer Freiheit in der Stadt, von Selbständigkeit; als Personal wird sie, außer vom hochanständigen Ashwin, von oben herab behandelt. Ihre Selbständigkeit sieht sie in der Absolvierung einer Schneiderinnenlehre.
Auch dieser Versuch wirft einen Blick auf die Arbeitsverhältnisse. Dass der Meister, der sie ausbilden will und kein Geld verlangt dafür, vor allem eine billige Arbeitskraft zum Putzen und Einkaufen sucht.
Die unmögliche Annäherung zwischen Ashwin und Ratna hält die Spannung des Filmes aufrecht, denn sie ist selbstverständlich einerseits von einem tiefen, gegenseitigen Verständnis geprägt, andererseits durch den kaum zu überwindenden Klassenunterschied im Bereich der reinen Illusion anzusiedeln.
Ganz indische Tradition gibt es Songs dazwischen oder auch einen Blick auf ein ausgelassenes Fest, aber so wohldosiert, wie die Würze in einer erstklassigen Küche. Wobei die Mauer in ihrem Kopf größer ist als in dem des Industriellensohns. Immerhin, den ersten Schritt zur Emanzipation macht Ratna, indem sie neben dem Dienst bei Aswhin eine Schneiderinnenlehre beginnt, für die sie zahlen muss, eine kleine Emanzipationsgeschichte. Sie lernt, dass sie ein Recht auf den eigenen Traum hat.